tanja grandits: aroma pur. meine fröhliche weltküche.

hier standen schon drei verschiedene erste sätze. der eine handelte von superlativen, der zweite war eine rechtfertigung und der dritte langweilig. dabei ist es egal, mit welchem buch die kulinarische bibliothek auf esskultur.at ihren einstand feiert. hauptsache, sie tut es endlich. eigentlich wusste ich schon vor einem jahr, dass dieses buch das erste sein würde, aber muss man so schwerwiegende entscheidungen wie eine buchvorstellungspremiere nicht gründlich überdenken? ich habe mir nach monatelangem hadern erlaubt, meiner ersten eingebung folge zu leisten.

aroma pur von tanja grandits (erschienen im feinen schweizer at verlag) ist ein wenig kleiner als a4 und so bunt, dass ich sofort hineinschauen musste. es gibt ja immer nur ein erstes mal. das habe ich erst in letzter zeit gelernt, denn wenn der postler neue bücher bringt, habe ich bis vor kurzem noch im vorzimmer die verpackung aufgerissen, das buch im stehen aus der folie geschält und auf der stelle aufgeklappt. geblättert. die fotos angeschaut. das inhaltsverzeichnis und das register überprüft und in drei oder vier minuten das gesamte buch quergelesen. dummerweise glaubte ich danach, das buch schon zu kennen. jetzt hebe ich mir das erste mal auf, zögere es hinaus – und muss dafür in kauf nehmen, dass folierte bücher auf sofas und tischen, stockerln und servierwagen liegen wie nächtliche passagiere in der transithalle des flughafens dubai.

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inhalt & aufbau

aroma pur ist ein reines kochbuch. es geht sofort und ohne einleitung zur sache. das inhaltsverzeichnis listet 15 kapitel auf, benannt nach 15 aromatischen zutaten:

  1. basilikum
  2. pfefferminze
  3. chili
  4. lavendel
  5. rosen
  6. ingwer
  7. limetten
  8. koriander
  9. zitronengras
  10. kreuzkümmel
  11. wasabi
  12. safran
  13. zimt
  14. vanille
  15. honig

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auf knapp 200 seiten folgen pro zutat fünf rezepte. zuerst beschreibt tanja grandits ihren persönlichen zugang zur zutat, das kann so klingen:

zitronengras gehört zu den zutaten, die ich wegen ihrer speziellen konsistenz gerne schneide. es entsteht dabei ein ganz besonderes, ganz eigenes geräusch – fast könnte man von einem „akustischen geschmack“ sprechen.

oder so:

kreuzkümmel ist mein lieblingsgewürz schlechthin – er schmeckt für mich nach orient, ferne und wärme.

oder auch so:

jedes mal, wenn ich meiner tochter vorreime: „backe, backe kuchen, der bäcker hat gerufen. wer will gute kuchen backen, der muss haben sieben sachen: eier und schmalz, butter und salz, milch und mehl, safran macht den kuchen gel…“, muss ich daran denken, dass ich noch nie einen kuchen mit safran gebacken habe.

dann folgt ein grundrezept pro zutat für den vorrat, z. b. marokkanischer minzsirup, eingelegte limetten oder safran-sherry-glace.

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die vier weiteren rezepte pro zutat sind garantiert nichts für den alltag, weil zu aufwändig, aber wer sich ein bisschen zeit nimmt, wird von den präzise beschriebenen rezepten und der harmonie der kräftigen aromen so beeindruckt sein wie wir. wir haben nämlich schon letzten sommer für ein paar kulinarisch anspruchsvolle gäste (und gastgeber/innen…) aus aroma pur gekocht:

knusperlasagne mit kreuzkümmeltomaten, ziegenkäse und tomatenhonig

orangengeschmorte kalbshaxenscheiben mit chermoula und safran-basmatireis

lavendel-pfirsich-crumble mit kokos-sauerrahm-sorbet

zu weihnachten kamen dann noch das mango-limetten-dressing zum hausgebeizten lax und das blutorangen-safran-sorbet unter die leute.

die zutaten sind zwar nicht extrem exotisch, aber man bekommt sie nicht überall. ein guter obst- und gemüseladen oder ein grünmarkt, ein asiashop und ein fleischer bzw. fischhändler des vertrauens sind nötig. ein gut sortierter bioladen wäre auch nicht schlecht.

mit ein wenig erfahrung und routine sind die gerichte nicht schwierig zuzubereiten. es sind weder akrobatische fähigkeiten noch geräte nötig, die man extra dafür aus fernost einfliegen lassen müsste. eine normale küche mit scharfen messern reicht.

mich hat die sicherheit, mit der tanja grandits zum teil sehr intensive aromen kombiniert, überrascht. jedes der schon zubereiteten gerichte war stimmig und stimmte fröhlich. der untertitel meine fröhliche weltküche bringt das auf den punkt.

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ganz besonders gut gefallen mir die schlichte grafische aufmachung der rezepte und die besonders farbenfrohen, grossformatigen und wie immer meisterhaften fotos von michael wissing. die angerichteten speisen sehen ästhetisch und essbar, aber doch so lässig aus, dass man sich zutraut, sie selbst so gut hinzubekommen. was sich auch bewahrheitet. dazwischen blitzen immer wieder ein paar fotos von tanja grandits und ihrem team bei der arbeit hervor, zum teil in schwarz/weiss. der farbdruck ist von hervorragender qualität, das papier fest, matt und angenehm griffig. dank fadenbindung halten die seiten für die ewigkeit – und das buch bleibt anstandslos aufgeschlagen liegen. genauso mag ich das. und wen das auch noch interessiert: der einband selbst ist nicht einfärbig, sondern gleich wie der schutzumschlag bedruckt.

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das rezeptverzeichnis ist unterteilt in:

  • grundzubereitungen für den vorrat
  • vorspeisen und vegetarische gerichte
  • suppen
  • fisch und meeresfrüchte
  • fleisch
  • desserts

einziger kritikpunkt am buch: es gibt kein register nach zutaten, was trotz der einteilung in die 15 aromatischen kapitel praktisch wäre.

über die autorin

einziger kritikpunkt an mir: tanja grandits kocht seit juni 2008 – also seit diesen tagen – in ihrem neuen lokal, dem angeblich legendären stucki bruderholz in basel. dass ich es nicht schon in ihr erstes restaurant, das thurtal in eschikofen geschafft habe, dafür könnte ich mich in den hintern beissen.

die 1970 in süddeutschland geborene tanja grandits kam erst nach ein paar monaten chemie-studium und einem au-pair-aufenthalt in amerika zum entschluss, das kochen wirklich zu ihrem beruf zu machen. mit 23 ging sie in die kochlehre, danach nach london ins luxushotel claridge’s, wo sie fisch lieben lernte und dann nach südfrankreich, wo sie ihren mann rené graf, der dort küchenchef war, kennenlernte. die gemeinsame tochter emma ist knappe drei jahre alt. das team aus grandits, graf und service-chef stefan pfanzelt hat im juni 2008 das restaurant stucki bruderholz in basel übernommen. laut einem interview ist das gesamte team aus dem thurtal mitgekommen.

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tanja grandits war köchin des jahres 2006 von gault millau.

das buch in kürze

mein lieblingskochbuch aus dem jahr 2007: aromatisch, farbenfroh, nachkochbar, wunderschön und anregend.

tanja grandits: aroma pur. meine fröhliche weltküche. at verlag 2007.

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9 Gedanken zu „tanja grandits: aroma pur. meine fröhliche weltküche.“

  1. na bitte, das hab ich jetzt davon. ein schneller blick noch vor dem urlaub auf esskultur.at und schon weiß ich, welches buch ich als nächstes unbedingt kaufen muss. jetzt muss ich mich nur noch entscheiden, ob ich es schnell noch bestelle, oder doch in meiner buchhandlung gemütlich danach ausschau halte….

  2. Genau diese Buch habe ich vorletzte Woche von lieben Freunden geschenkt bekommen! Jetzt muss ich doch gleich mal ein nachkoch-geeignetes Rezept darin suchen (mit speziellen Zutaten sieht’s hier leider eher mau aus…)

  3. liebe petra,

    s. 18: erdbeer-basilikum-parfait mit pistazienpesto (solange es noch erdbeeren gibt)
    s. 56: lavendel-pfirsich-crumble mit kokos-sauerrahm-sorbet (falls es schon pfirsiche bei euch gibt – es schmeckt jedenfalls super)
    s. 68: auberginen-scamorza-samosas mit rosen-chili-dip (rosenwasser bekommst du bestimmt – oder hast es vielleicht schon; die mache ich selbst bald mal…)
    s. 82: aprikosen-ingwer-sorbet mit schokoladen-creme-brulee (schon wieder ein dessert, aber die erfordern offenbar die am leichtesten zu bekommenden zutaten)
    s. 88: anisgebeizte lachsforelle mit limettenblinis und mango-limetten-dressing (schon gemacht, sehr gut)
    s. 102: tomaten-mascarpone-pizzette mit ziegenkäse-koriander-pesto (stehen auf meiner liste)
    s. 136: knusperlasagne mit kreuzkümmeltomaten, ziegenkäse und tomatenhonig (schon gemacht, ideal, wenn jetzt die tomatensaison beginnt)
    s. 156: safran-feta-börek mit petersiliensalat und orangenöl (steht seit ich das buch habe ganz oben auf meiner liste…)
    s. 160: orangengeschmorte kalbshaxenscheiben mit chermoula und safran-basmatireis (keine exotischen zutaten, geht leicht, schmeckt herrlich)
    s. 200: konfierter saibling mit honigtomaten und fenchelsauerkraut

    das wäre meine saisonale empfehlungsliste, keines der genannten gerichte erfordert extrem ungewöhnliche zutaten – solltest alles bekommen!

    wäre schön, wenn du hier erzählst, was es geworden ist!

  4. Hallo katha,
    danke für deine ausführlichen Empfehlungen! Ich hatte mir auch schon eine etwas längere Liste mit interessanten Sachen rausgeschrieben, die sich teilweise mit deinen decken. Nächste Woche greife ich es an, ich werde berichten!

  5. Pingback: Chili und Ciabatta
  6. Danke für den Tipp (ich bin von der Lachsseite weitergesurft). Schon alleine bei Kreuzkümmel gehe ich mit der Autorin konform. Trotzdem warte ich noch auf den Gewürz-Schuhbeck.

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