bschoadbinkerl 11. april 2010

unter „bschoadbinkerl“ versteht man in oberösterreich – meiner heimat – ursprünglich die in ein tuch gepackten reste eines tauf- oder hochzeitsfestmahls, zum heimtransport auf einen stock gebunden. häufiger wird das wort für jause oder reiseproviant, jedenfalls essen für unterwegs, gebraucht. und im über“tragen“en sinne ist ein binkerl etwas, das man – logischerweise – tragen muss. jeder mensch hat sein „binkerl zum tragen“. dieses wort, das mir seit meiner kindheit vertraut ist, steht ab sofort für jene kulinarischen notizen hier auf esskultur.at, die in einer tageszeitung unter „vermischtes“ oder „panorama“ zu finden wären. auf englisch gerne auch „misc.“ oder „miscellany“, übersetzt als „sammelsurium“ (das übrigens eine negative kulinarische konnotation hat, deshalb wollte ich es nicht verwenden).

jedenfalls: mir fallen ständig irgendwelche kulinarischen kleinigkeiten ein oder auf, für die mir twitter entgegen meiner ursprünglichen annahme 1. doch zu kurzlebig, 2. zu chaotisch ist und 3. zu wenig möglichkeit zur interaktion bietet. deshalb gibt es hier ab sofort bschoadbinkerl zum mitnehmen oder gleich konsumieren.

wien: markt der vielfalt am kommenden wochenende

in der wiener börse (hintereingang, die treppe runter) findet am freitag, 16. april von 10-20 uhr und samstag, 17. april von 10-17 uhr zum zweiten mal der markt der vielfalt (pdf) von slow food wien statt. unter den ausstellern sind ein paar meiner lieblingsproduzenten zu finden, u. a. der labonca biohof mit allerfeinsten speck- und wurstwaren (auch grammeln und schmalz), michlits/meinklang mit nicht nur biodynamischem wein, saft und essig, sondern erstmals auch mit angus-rindfleisch und johannes gruber (rennbauer) mit honig, über den ich gerade eine reportage schreibe.

prag: la dégustation bohême bourgeoise

menu_la_degustation

da mir im moment die zeit fehlt, um so ausführlich wie gewohnt über das abendessen im prager restaurant la dégustation zu berichten, hier nur der hinweis: wer in nächster zeit nach prag fährt, möge dort un-be-dingt für abends einen tisch reservieren, un-be-dingt das böhmische menü essen und un-be-dingt die tschechische weinbegleitung dazu wählen (winzige gläser, in summe kein halber liter). seit dem noma, den ao&-essen und meinrads küche im freyenstein das für mich spannendste essen der letzten jahre.

überlebenskünstler im glas

rosmarin

dieser rosmarin wurde vor drei wochen im webmeisterelterlichen garten ohne sichtbare blüten abgeschnitten und steht seither im wasserglas auf der küchenfensterbank. er blüht nicht nur seit einer woche, sondern schlägt auch wie gewohnt wurzeln.

grillpfannen von le creuset zum jubiläumspreis

gestern entdeckt und gerne laut verkündet: die kleine (20×20 cm), quadratische grillpfanne von le creuset (aus gusseisen, innen und aussen emailliert) kostet derzeit statt 80 nur 60 euro, es gibt sie in schwarz, kirsch- und ofenrot. händlersuche hier. le creuset feiert offenbar 85-jahre-jubiläum. im zugehörigen prospekt (pdf) gibt’s noch mehr unmoralische angebote.
da wir eine pfanne nach der anderen austauschen, weil der nicht mehr ganz neue gasherd zu heiß für die üblichen beschichtungen ist (die folglich durch rauchzeichen ihr nahes ende verkünden), werde ich das angebot nützen. (nachtrag vom 18. april: die pfanne ist lieb, aber viel zu klein für uns.) für melanzani und zucchini, austernpilze und natürlich steaks sind pfannen dieser art (die mit den rillen) ungschlagbar. die kann man dann endlich auch ordentlich schrubben, was bei den zart besaitetenchichteten ja eh immer ein problem war. womit wir beim letzten bestandteil des heutigen bschoadbinkerls wären:

erkenntnis des tages: abwaschschwammerl

abwaschschammerl gibt es in unterschiedlichen qualitätsstufen. nach jahrzehnten des regelmäßigen einkaufs von 10er-stangen der billigsten sorte habe ich mich endlich durchgerungen, das hübsche geschenk der wie immer stilsicheren freundin s. in gebrauch zu nehmen: ein geschwungenes schwammerl in orange mit bienen und blumen obenauf, sehr nett. es hält jetzt schon ungefähr dreimal so lange wie die stangenware. natürlich habe ich die verpackung weggeschmissen. moment, da waren zwei drin, noch ist erkenntnisgewinn möglich…(geht in die küche nachschauen)…ha! scotch-brite „no-scratch washing up pads“ – aber vermutlich gibt’s die bei uns sowieso nicht, war ein mitbringsel aus england. dafür werde ich nach diesen (thematisch perfekt zur honig-reportage passenden) schwammerln endlich die von muji ausprobieren, die mir der web- und sängermeister kürzlich aus berlin mitgebracht hat. die haben zwei eigenarten: 1. sie sind zur gänze aus nachwachsenden rohstoffen, was wohl klüger als plastik ist, aber sie sind 2. weiß. und weiße abwaschschammerl, das kann nur japanern einfallen. ich werde berichten. ah, und falls jemand fragen sollte: nein, ich kann nicht einfach abwaschschwammerl verwenden und dazu schweigen. mein kulinarisches leben ist eine einzige versuchsanordnung.

da war doch noch ein brösel im bschoadbinkerl:

was affenversuche und hundehaltung mit unserem essen zu tun haben

darüber gibt’s einen ziemlich guten, ziemlich unbequemen artikel in der zeit zu lesen. mir greift er sogar noch zu kurz: wenn von haltungsbedingungen die rede ist, dann muss auch über milchprodukte gesprochen werden. über die unmengen an milch, joghurt und käse, die jeden tag genauso gedankenlos gekauft und gegessen werden.

14 Gedanken zu „bschoadbinkerl 11. april 2010“

  1. ich verwende schon längst scotch brite. sind zwar teuer, aber nudeln sich nicht so schnell ab. mein schwamm ist zur zeit gerade weiß/hellgrün – ohne biene und stangl.
    die händlersuche von le creuset ist leider sehr unkomplett. darf ich ganz uneigennützig werbung machen: http://www.binder-schramm.at – bei angeboten nachsehen! da gibts auch riess pfandln im angebot, für menschen die nicht so viel muskelschmalz haben.
    ich kenn den ausdruck ‚bschoapackl‘, wenn man sich etwas zum essen einpackt.

  2. Bschadbinkerl… scheint ja doch ein gängigerer Ausdruck zu serin, auch wenn manín Schatz (Gmundener) eben sagt er kennt den nicht.

    Abwaschschwammerl sind so ein DIng, manche kratzen fürchterlich, das sieht man besonders auf glatten Oberflächen wie Edelstahl. AM besten sind für mich die Kupferschwämme, die kriegen alles weg aber verkratzen nix!

    Bei Le Creuset hab ich vorletzte Woche erst zugeschlagen, vorerst geht nix mehr weil auch noch ein neuer Herd ansteht; und bei Pfannen kann ich übrigens die von Turk sehr empfehlen!

  3. gaunz bessa – so pflegen oberösterreicher zu sagen,
    wenn etwas sehr gut ist!
    endlich wieder was, bei dem ich auch mithalten kann!
    ich freue mich auf viele derartige zukünftige erkenntnisse!

  4. 1. Gefällt mir Bschoadbinkerl, hab ich zuletzt von meiner böhmischen Grossmutter gehört.
    2. Freu ich mich über die leichte Distanzierung von Twitter.
    3. Das Restaurant ist vorgemerkt, danke für den Tip. Die Prager Gastronomie ist ja ständig im Wandel! Trotz der böhmischen Grossmutter bin ich viel zu selten in der so nahen Nachbarschaft. Ich hab mal in einem Anfall von Begeisterung (nach meinem ersten Prag-Besuch) 60 Flaschen Wein von Tanzberg geordert. Davon liegen noch einige im Keller und werden verkocht, denn der Wein hat sehr schnell abgebaut. Wahrscheinlich gibt es inzwischen bessere Weingüter.
    4. Ich schwöre auf meine Staub-Grillpfanne. An Le Creuset gefällt mir diese kitschige Emaillierung gar nicht.
    5. Abwaschschwammerl: ich verwend Wettex und Bürste. Die Schwämme find ich unhygienisch, in den Fasern bleibt immer was hängen, auch wenn man die Schwämme im Geschirrspüler mit wäscht. Und für hartnäckige Verkrustungen, bzw. meine Holzbretter verwende ich Brillo-Seifenkissen.

  5. bei den schwammerln muss man weiters noch beachten: billige schlucken viel mehr Spülmittel als teure! Ich benutze sie nur 1 Woche lang, dann sind sie mir zu wääähhh, ob billig oder teuer egal.

  6. Abwaschschwammerl gabs in meinem Elternhaus, da hiessen sie Spülrasch. Ich nehm Schwämmchen oder Seifenkissen, die bei mir auch nur eine Woche halten, weil ich sie regelmässig mit den scharfen japanischen Messern zu Sashimi aufschneide.

  7. Ähm, und ausserdem bin ich ein schlechter Mensch-ich hau meine Holzbrettl in den Spüler, weil kein Schwamm, Schwammerl etc. die je so sauber kriegt wie die böse Maschine. Allerdings benutze ich nur die billigen unbehandelten Bretter eines schwedischen Möbelhauses, die ich nach ein paar Jahren, wenn sie zu sehr verzogen sind, in den Kamin haue…

  8. ich war in prag in besagtem restaurant essen und ich fand es großartig, lecker und so herrlich ungezwungen (ich war in jeans und shirt da). ich würde jeder zeit und sehr gerne wieder hingehen. danke für diesen tipp!!!

  9. meine kinder haben auch neulich beim baumkraxln einen zweig vom kirschbaum abgetreten, der dann auf einem gartensessel auf der veranda gelandet ist. wenige tage spaeter bluehte der zur selben zeit, wie der baum, als waere er ihm noch immer verbunden… die natur is a wahnsinn!

  10. eine rubrik „wie und womit die küche wieder sauber wird“ wäre wohl gar nicht so verkehrt, wenn ich mir die ernsthafte diskussion zum thema abwaschschwammerl (oder wie immer sie da draußen heißen mögen) anschaue.

    danke für die rückmeldung, andrea, ich freue mich, dass sie meiner sehr kurz gehaltenen empfehlung so vorbehaltlos gefolgt sind und nicht enttäuscht wurden!

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