paris im dutzend 6: chez omar

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ihr habt geglaubt, ich kann nicht zählen? mit dieser kulinarischen notiz sind wir bei der halbzeit unserer vier tage in paris. und in der zweiten geht’s kulinarisch richtig zur sache, es folgen nämlich l’arpège und drei neo-bistros, eins besser wie’s andere.

bis hierher haben wir uns aufgewärmt. an einem schönen, aber kühlen mai-sonntag in paris gibt’s auch gar nicht so viele alternativen. uns war nach nordafrika, weil wir diese küche in wien nur rudimentär bekommen können. und weil wir wussten, dass der esszeitplan der kommenden zweieinhalb tage so dicht sein würde, dass couscous keinen platz mehr gehabt hätte.

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chez omar war das lokal unserer wahl. wir hatten den kleinen reiseführer „ein perfektes wochenende in… paris“ in der tasche. die tische für die kommenden tage waren reserviert, aber dazwischen muss man ja auch irgendwas essen. fasten in paris? schön deppert. diese reiseführer-reihe von smart travelling hatte uns in budapest ins csalogány26 und in prag ins la dégustation geführt – beide male das beste essen auf der reise (was in paris anders werden würde, aber das wussten wir ja schon vorher). und auch hier haben die beschreibung und die fotos wieder dem entsprochen, was wir uns zusammengereimt hatten.

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reservieren, zumindest ein kurzer anruf, ist pflicht, sonst steht man sich dort später am abend die füße in den bauch. so eng wie im chez omar bin ich in meinem leben noch nie gesessen. der tisch wurde weg- und wir hinein an die hölzerne trennwand geschoben. wer an klaustrophobie leidet, sollte ein anderes lokal aufsuchen. vielleicht auch eine andere stadt. wir wählten couscous royale, also mit allem, und es war der beste, den ich bisher essen durfte. ich war aber auch noch nicht in marokko (was sich 2012 ändern könnte), bloß als kleinkind mal in tunesien.

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feiner, flockiger, heißer, sehr aromatischer couscous, trocken, aber nicht trocken, mit einem schuss olivenöl abgerundet. die platte voll hätte ich alleine aufessen können, mehr als das weich gekochte gemüse in dem topf voll dünnem, leicht gewürzten sud und ein löfferl harissa hätte ich dazu nicht gebraucht. die merguez waren gut, das lamm fiel ebenso vom knochen wie das kalb. der einfache algerische rote passte perfekt dazu. die kellner von außerirdischer freundlichkeit, die wiener wirtschaftskammer könnte ja mit ihrer fachgruppe gastronomie mal einen ausflug ins chez omar organisieren. klar, es geht ums geschäft, aber wenn ich die wahl habe, ob ich mit lachen und gespielter freundschaft, mit ein wenig frecher, persönlicher ansprache behandelt werde, oder mit wiener grant und unhöflichkeit, brauche ich nicht nachzudenken. ja, es ist laut, ja, es ist eng, ja, da wird einem schon mal auf die schulter geklopft – so what? wer wie wir als dessert bloß tee und ein sorbet bestellt, und dafür ungefragt vier löfferl dazu serviert (und zwar für jede/n schön greifbar auf den tellerrand gelegt) kriegt, kommt sich sowieso schon vor wie im gastronomischen paradies. ich meine, wir sind unüberhör- und -sehbar touris, mit peinlichem schulfranzösisch. dass das keine rolle gespielt hat und uns niemand spüren hat lassen, war eine schöne erfahrung.

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was weniger mit chez omar zu tun hat, mir aber wieder einmal aufgefallen ist: wie gut ein kochbuch wie arabesque von claudia roden wirklich ist, erschließt sich oft erst jahre später. wir haben mehrmals aus diesem buch tagines und ähnliches gekocht, es hat wahnsinnig gut geschmeckt, auch wenn zubereitungsschritte, konsistenzen und geschmack zum teil ganz anders waren, als ich es davor jemals gehört, gesehen, gemacht oder gekostet hatte. aber der erste löffel couscous mit gemüse, kichererbsen und fleisch im chez omar war keine neue welt, sondern eine bestätigung von arabesque (das in der neuauflage die orientalische kücheir?t=esskulturat 21&l=as2&o=3&a=3884729594 heißt).

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wer eine kleine süßigkeit will, bekommt die große schale auf den tisch gestellt und wählt selbst aus.

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und als wir schon bei der tür draußen sind, es plötzlich wieder still und kühl ist, fällt mir der vergleich zum kino ein. zwei stunden in einer anderen welt, gut unterhalten, ein klein wenig wehmütig, mit viel inspiration, reiselust und freude über das andere. reicher als vorher.

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24 Gedanken zu „paris im dutzend 6: chez omar“

  1. So, und jetzt werde ich, sobald ich die nächsten Tage Zeit dafür habe, nein, kein „Taxi nach Paris“ nehmen, aber endlich Frau Roden einen Platz in meinem Kochbuchregal freiräumen. Liebe Katha, Du hast mich, wie schon so oft, einfach überzeugt. Die Düfte schlagen mir förmlich aus dem Bildschirm entgegen…

  2. darauf kannst du wetten, michael!

    gute idee, thea! wir könnten’s gemeinsam kaufen gehen, in der neuen kochlust z. b.? bin ab di in berlin…

    also bitte, ti saluto ticino, selbstverständlich geht’s weiter – ich habe mich bloß nie auf einen zeitraum festgelegt ;-)

    momenterl, nathalie, die rechnung finde ich auch noch irgendwo…sehr günstig: 99 euro für vier (jeweils couscous, gemeinsam die flasche wein, ein dessert, tee/kaffee).

  3. So eng sitzen (ich mag das gar nicht, vor allem im Sommer!) darf man in Paris sogar in hochpreisigen 2-Sterne-Restaurants. Mit so kleinen Tischen, dass die vielen Gerichte eines Menüs gar keinen Platz haben. Und man könnte locker am Nachbartisch mitessen. Und aufs Klo kommt man nur, wenn die Brigade das ganze Mobilar umräumt. ;-)

  4. ich war jetzt auch für ein paar minuten auf urlaub – danke :-)

    und die claudia roden hole ich gleich heute wieder hervor und werd mir ein rezept suchen. ich hab (leider oder gottseidank) eine solche menge an kochbüchern (bei 300 hab ich aufgehört zu zählen), dass manche eine zeitlang vergessen werden …

  5. Das Buch muss ich mir mal näher anschauen. Bin ja schon länger auf der Suche nach einem guten orientalischen Kochbuch. Und das chez omar klingt danach, als würde ich mich da auch pudelwohl fühlen. In den feinen Designschuppen kann ich das ja auf den Tod nicht leiden, wenn die Tische so eng beinander stehen. Aber wenn das so ein gemütliches & sympathisches Lokal ist, wie dieses hier zu sein scheint, dann liebe ich das richtig! Hier in D’dorf gibt es ein französisches Bistro, wo man auch nur zu seinem Platzerl kommt, wenn man vorher alle Leute aufscheucht und die Tische auf die Seite schiebt. Da sind nur die Leute weniger freundlich, eher schicki-micki…

  6. Also beim Durchlesen ärgert mich jetzt schon ein bisschen, dass die eigentlich für nächste Woche geplante Marrakeschreise nicht stattfindet.

    Das ich aber auf deinen Tipp hin im Januar im La Dégustation in Prag eines der ungewöhnlichsten Menüs mit einer tollen tschechischen Weinbegleitung geniessen durfte, versöhnt mich wieder;)

    Das Kochbuch von Claudia Roden hole ich mir jetzt grad aus dem Schrank um mich im Krankenbett inspirieren zu lassen. Dafür reichen die Kräfte ja immer.

  7. ich war da das letzte Mal vor 10 Jahren, scheint sich nicht verändert zu haben, was ja ein gutes Zeichen ist? Nehmen die jetzt Kreditkarten? War damals immer ein casse-tête, weil niemand von uns noch Bargeld in der Tasche hat…..Für mich ist aber Mansouria von Fatéma Hal ( hat auch viele Kochbücher geschrieben), der beste Laden mit cuisine magrébienne, oder das Mansour im 8. arr, aber da hat man dann schnell 400€ für 4 Pers…..

  8. das mit dem am nachbartisch mitessen finde ich manchmal sehr verlockend, eline, weil dann geht sich das mit der speisekarte einmal rauf und runter doch irgendwie aus. aber ja, genauo so, wie du es beschreibst, ist es. im l’arpège kamen wir uns dagegen vor lauter platz vor wie in einer bahnhofshalle am sonntag vormittag.

    ich hab‘ mir gleich nach dem schreiben couscous mit gemüseragout mit viel ras el-hanout kochen müssen, zorra, es gab keine alternative.

    wir werden sicher bei dir drüben nachlesen können, was es geworden ist, küchenschabe, stimmt’s?

    nur, wenn niemand davon unter platzangst leidet, nathalie.

    stimmt, daniela, bei chichi-lokalen und dementsprechendem publikum (samt olfaktorischer belastung) mag ich das auch nicht. rodens buch ist super.

    danke, weltbeobachterin. in dem fall eignen sich die rezepte wirklich nicht so gut, weil das häufig schmorgerichte sind, die mit kleinen mengen einfach nicht funktionieren. du musst dir eben gäste einladen!

    marrakeschreise, wow! warum abgesagt, birgit? such dir ein schönes rezept raus (lamm mit quitten!) und tröste dich damit ein wenig. und gute besserung. (und wenn eines bei meinem nächsten prag-besuch gewiss ist, dann ein erneuter besuch im la dégustation.)

    danke für die tipps, bolli, sind fürs nächste mal gespeichert. el mansour ist ein bissl gar dunkel und nobel, vom stil her sagt mir le mansouria mehr zu. aber die küche entscheidet, wie immer.

  9. ich war am sonntag abend wieder „in paris“!
    ich hab auch das stimmen-gewirr noch im ohr!
    und danke recht herzlich fürs mitnehmen – im doppelten sinn!

  10. nein, ich habe mich nicht verirrt! gemütlich ist es hier, dass neue design deines blogs gefällt mir ausgesprochen gut. nun verweile ich noch lieber hier, deine kulinarischen geschichten lesen sich noch schöner …. und hunger habe ich jetzt erst recht … vom fernweh ganz zu schweigen!

  11. wenn einem grafik-profi wie dir, ariane, esskultur im neuen gewand gut gefällt, dann haben wir irgendwas richtig gemacht ;-) aber wieso verirrt – oder eben nicht? stehe diesbezüglich ein wenig auf der leitung.

  12. Ich glaube, bei superweichem Lammfleisch und gutem Gemüseragout würde ich das Couscous sogar stehen lassen – ein Stück Brot zum „ditschen“ wäre mir dann lieber.

    Hat das Buch auch Rezepte für das süße Gebäck? Darauf bin ich ja fast noch mehr scharf als auf die Kochgerichte …

  13. bevor ich den couscous stehen lasse, hesting, lasse ich alles andere stehen. ich schaue mal schnell ins buch, momenterl…es sind einige wenige marokkanische desserts dieser art im buch. aber das buch gehört sowieso in jeden orient-küchen-liebenden haushalt.

    danke, claus, von dir als meister der trockenen, wortkargen ausführungen weiß ich das besonders zu schätzen!

  14. „verirrt“ weil ich erst dachte, dass ich die falsche url eingegeben habe. ich hatte mich schließlich an das orange und den safran oben im header gewöhnt :) ja, ihr habt´s sowas von richtig gemacht. war das dein webmeister?

    lieben gruß
    ariane

  15. war auch genug zeit zum gewöhnen, ariane. umgesetzt hat alles mein web- und sängermeister, das neue layout samt logo kommt von le foodink (siehe link in der rechten sidebar), die details dazu stehen in der kulinarischen notiz einserpanier.

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