wie schmeckt vegan? tag 18

frühstück

roggen-sesam-knäcke mit dem endlich letzten rest vom ersten packerl alsan und himbeermarmelade (dazu muss man wissen, dass ich sesamknäcke – damals aus weizen und von wasa – mit kalter butter auf der sesamseite (!) und himbeermarmelade wundervoll finde, seit ich ein kleines kind bin. dass dieser genuss erst dann einer ist, wenn butter zwischen knusprigem sesamkäcke und süß-säuerlicher, aromatischer himbeermarmelade ist, hätte ich nicht gedacht.)

gyokuro

mittagessen

spaghetti mit tofubolognese nach „vegan for fit“ von attila hildmann, irgendwann musste ich auch da durch. wenn, dann mit einem signature dish, und als solches gilt dieses rezept vom erfolgreichsten deutschsprachigen veganen kochbuchautor. und ehrlich: ich habe in den vergangenen 16,5 tagen schon schlechter gegessen. das rezept ist simpel, funktioniert aber und schmeckt am ende erstaunlich gut. bei mir mit räuchertofu statt neutralem und mit selbst eingekochtem paradeisercoulis statt tomaten aus der dose. mag sein, dass auch diese beiden faktoren (und der pannobile als rotwein in der sauce) eine rolle gespielt haben.

schokobiskuit mit pomeranzenmarmelade, das biskuit nach einem rezept aus „veganpassion“ von stina spiegelberg, ein vor dem backen wenig attraktiver, zäher backpulverteig. ich hätte es wissen müssen, dass es danach nicht besser wird. erste reaktionen auf twitter nach meinem entsetzten „backt niemals veganen schokokuchen!“ waren: falsches rezept, falsch gemacht:

aber, man sagt mir nach, ich könne ganz gut kuchen backen. und: nein, nicht falsches rezept. sondern: falsches konzept. nämlich, dass man (wieder einmal), so tut als ob. ich wollte keinen fudgefudge schokokuchen, sondern die puristische variante. ich mag kuchen ohne cremen, ohne glasur, höchstens mit marmelade, aber: solche kuchen schmecken nur so gut wie jede einzelne ihrer zutaten. ich habe also nach einem grundrezept gesucht. ständig zweifelnd, wie das schmecken könne, mehl, zucker, kakaopulver, backpulver, gewürze, öl, mineralwasser. aber: ich musste da durch. was, wenn im backofen ein alchemistischer vorgang stattfinden würde, der aus dem, was nicht mehr als die summe seiner teile sein kann, ein wunder zusammenfügen würde? er ging schön auf, er roch während des backens nach – kakao und gewürzen, nämlich zimt und vanille. nach dem abkühlen schnitt ich ihn zweimal längs durch. tadellose, feinporige konsistenz. ich strich schönbrunner pomeranzenmarmelade – feinste schönbrunner pomeranzenmarmelade 2012, die beste! – zwischen die böden. in dem moment war mir kurz mulmig. was, wenn er so wenig schmecken würde, dass ich ihn nicht essen wollen würde? ewig schade um die mamalad! ich schnitt ihn an. ein tortenstück auf den schönen alten goldranderlteller. earl grey, genau richtig hot, in der tasse. riechprobe am kuchen: verstörend, da war nicht mehr viel. so eine art verpackungsmaterialgeruch, diese abbaubaren, aufgeblasenen chips, gepaart mit kakao. als ich den bissen im mund hatte, hätte ich heulen können. ich wusste es. ich ärgerte mich über die vertane pomeranzenmarmelade, herauskratzen ging nicht mehr, der kuchen hatte sie längst verschlungen. der kuchen, der nicht grausig schmeckte, sondern viel schlimmer, nach nichts. nach trostlosigkeit, nach strafe, nach internat. so schön und richtig aussehen, nach pappendeckel riechen und nach nichts (nichts) schmecken. fürchterlich.

auf facebook ist die diskussion über diesen kuchen immer noch im gange. allerdings sind wir mittlerweile bei den veganen grammeln (die es vielleicht noch gar nicht gibt, geschäftsidee, anyone?) gelandet.

vielleicht ist es auch das, was mich so entsetzt hat und entsetzt: freiwillig gewählte geschmackslosigkeit. anosmie wäre für mich die schlimmste vorstellbare erkrankung. und dann das. ich hätte den kuchen in den mist befördert, den mimikrikuchen, wenn ich nicht vorher noch die eingebung gehabt hätte, auf twitter zu fragen, ob ihn wer möchte, die restlichen 11/12 vom 100 % bio veganen schokokuchen, der zuallererst einmal kakaokuchen heißen müsste. morgen wird er abgeholt. ich werde ihm nicht nachweinen. dem neuen besitzer habe ich schon den rat gegeben, sich um fette fülle und hülle zu kümmern. denn die textur ist okay, sonst aber nichts.

abendessen

piroschki von vorletzter woche aus dem tiefkühler, mit dem schnittlauchdip von vor ein paar tagen, hauptsache pikant und frisch und ganz anders als veganer schokokuchen

noch besser: der spontane rohe zeller-apfel-salat mit meyer zitronensaft, weißem pfeffer, salz und haselnussöl

fünf dreiecke kandierte meyer zitrone, die jetzt auf einmal hinreißend schmeckt, ich habe ihr also vor einem monat, frisch nach dem kandieren, unrecht getan

vegane erkenntnisse

erstaunlich wenige reaktionen auf mein gestriges mittagessen

apropos reaktionen: ich habe schweren herzens (weil ich es in den bald 8 jahren esskultur doch noch immer geschafft habe, jeden kommentar zumindest mit einem „danke“ zu beantworten, auch bei den vielen zur schwedenbombe) beschlossen, nicht mehr alle kommentare im nachhinein zu beantworten. seit 1. jänner habt ihr rund 400 kommentare zu meinem veganen selbstversuch geschrieben. danke für jeden einzelnen davon, ich habe jeden gelesen. die beantwortung würde mich einige weitere stunden, verteilt auf mehrere tage, kosten, die ich nicht habe, und die ich mir, selbst wenn ich sie hätte, nicht (mehr) nehmen wollen würde. ich finde, dass es genug der öffentlichmachung ist, dass ich hier seit bald drei wochen jeden tag ohne filter verlautbare, was ich esse. das ist bei mir kein „hobby“, sondern mein beruf. ich kann noch nicht absehen, ob mir das hier vielleicht nicht auch irgendwo einmal zum nachteil gereichen könnte, es ist so ein diffuses gefühl in diese richtung da. aber egal, um diese „freundschaften“ oder jobs wäre wohl nicht schade.

apropos freundschaften: wenn ich meinrad neunkirchners menü im freyenstein als das beste essen meiner 21 tage vegan bezeichnet habe, dann bitte ich jene freundinnen, die mich so großartig bekocht haben und bekochen werden um nachsicht. ich trenne üblicherweise strikt in profi- und privatküche. also auch hier. für mich sind diese küchen nicht vergleichbar. außer haus gibt es keinen zweifel, privat habe ich deutlich gemacht, wie sehr mich jede einzelne dieser speisen gefreut und wie sehr sie mir gechmeckt hat.

viele eurer kommentare enthalten tipps. viele von denen, die mich weniger gut kennen, schlagen mir in verschiedenen spielarten vor, was ich „besser“ machen könnte. ich muss sehr aufpassen, deshalb nicht beleidigt, verärgert und empört zu sein und scharf zurückzuschießen. ich habe nie um eine „beurteilung“ meines essens, meiner mahlzeiten gebeten. die einzige, die beurteilen kann und darf, was für mich gut ist, bin ich. belehrung über lebensmittel, einstellungen und zugänge lasse ich stehen, als das, was sie sind, eure meinungen, mehr nicht.

wenn irgendwo eine euch wirklich wichtige (nicht nur rhetorische) frage an mich unbeantwortet geblieben ist, stellt sie bitte hier noch einmal.

statt kommentare zu beantworten, habe ich mir heute endlich ein paar der veganen kochbücher genauer angeschaut. ich sehe sie aus zwei perspektiven: aus der des profis, der kochbuchautorin, und aus der der (vorübergehend) vegan essenden. aus der professionellen perspektive sind viele davon anständig gemacht. sie sind stimmig, auf eine zielgruppe maßgeschneidert, gehen auch in die tiefe. gleichzeitig fehlt den meisten das leuchten, die wirkliche kulinarische könner(innen)schaft, die professionalität. alle, die z. b. „vegane sahne“ häufig als zutat verwenden, kann ich nicht ernst nehmen. googelt einfach einmal die zutatenlisten dieser ersatzprodukte. aus der sicht des hungrigen veganen (selbst)versuchskaninchens (was für ein bild!) finde ich kaum anknüpfungspunkte. es ist wie der blick in die szenerie eines gut ausgestatteten films: vielleicht für ein paar stunden interessant, aber leben möchte ich in dieser künstlichen welt nicht müssen. ohne irgendwas zu versprechen, hoffe ich, jedes der angeschauten bücher zumindest mit ein paar meiner eindrücke versehen hier auflisten zu können. ich weiß, dass das vielen von euch ein anliegen wäre.

die frage nach der motivation, vegan zu essen, habe ich schon einmal an dieser stelle deponiert. in den letzten tagen ist eine zweite, nicht weniger wichtige frage dazugekommen: was haben die menschen, bevor sie vegan zu leben begannen, gegessen? der ausrichtung einiger veganer bestseller nach zu schließen junkfood und convenience. das mag zwei dinge erklären: 1. warum im veganen supermarkt convenience so gut geht (und bio kaum eine rolle spielt) und 2. warum mir diese kochbücher so wenig zusagen. es mag auch erklären, warum ich für mich vegan essen als rückschritt und einengung empfinde. weil ich auch anders esse als die meisten menschen – bloß in einem anderen sinne.

am tag 1 habe ich geschrieben, dass mir außer j. kenji lópez-alts vegan experience niemand mit ähnlichem kulinarischem background einfällt, die/der sowas schon mal gemacht hat. thomas weber, biorama-herausgeber, habe ich absichtlich nicht in diesem zusammenhang genannt, weil er kein kulinarik-journalist oder -autor ist. was nicht heißen soll, dass sein veganes experiment im sommer vergangenen jahres nicht lesenswert wäre. leider hat er nur zwei mal darüber geschrieben: teil 1, teil 2. damals habe ich noch heftig genickt und mich bedankt, dass ich dank seines selbstversuches meinen nicht mehr machen müsse. so kann man sich täuschen.

die zugriffszahlen auf esskultur haben sich dank meines selbstversuches annähernd verdoppelt. mir waren diese zahlen immer schon wurscht, aber ich merke, wie ich mich wegen all jener leserinnen und leser, die mich vorher nicht oder wenig kannten und mir deshalb dinge zuschreiben, die nichts mit mir zu tun haben, genötigt fühle, mich zu rechtfertigen. ich wollte mich ursprünglich für nichts rechtfertigen. aber ich sehe nun, dass es auch eine gelegenheit ist, meine argumentation noch mehr zu schärfen (ja, da gibt es genug da draußen, die meinen, an scharfzüngigkeit habe es mir noch nie gemangelt), noch besser zu erklären, warum ich was wie sehe und vor allem esse, mache, lebe. weil, und der aspekt befremdet mich noch immer, ich mit meinem offensichtlich doch irgendwie ungwöhnlichen zugang zum essen, abseits der norm, auch role model geworden bin über die jahre. ich habe das nie wichtig genommen, immer abgewiegelt, wenn mir das jemand gespiegelt hat. ich beginne zu begreifen, dass das eine facette meines berufes und meiner präsenz hier auf esskultur ist, die helfen kann, noch mehr und in weiteren kreisen als schon bisher für das zu sensibilisieren, was (mir) wichtig ist: wie lebensmittel hergestellt werden, was gutes essen ausmacht und wie schön das kochen können sein kann. dass es eben viel mehr ist als nahrungsaufnahme, dass es die land(wirt)schaft und den umgang miteinander gestaltet, dass es ins gespräch bringt, befriedet und befreudet, dass es zusammenbringt statt auseinanderdividiert. noch nie vorher hat sich hier auf esskultur die notwenigkeit ergeben, mich so genau zu erklären. gestern fragte mich meine freundin l., ob mir das nicht schon zu viel werde, das öffentlich unter beobachtung stehen. jetzt, nach über zwei wochen, merke ich, dass es den meisten leuten, die hier mitlesen und kommentieren, wohl weniger um mich, als um sie selbst geht, und um die vielen gedanken, die sie sich (auch) übers essen machen. sie, das seid ihr. „ersatzerleben“, ja. und mir fällt so oft die redewendung ein, dass der wegweiser nicht selbst den weg gehen muss. ich habe das gefühl, dass ich ziemlich viel gehe dafür, dass ich auch eine wegweiserfunktion als journalistin, autorin – und eben auch bloggerin – habe.

heute habe ich die letzten beiden eier, die ich im dezember gekauft hatte, zum ersten mal wieder bewusst im kühlschrank sitzen gesehen. und dann ist was passiert: ich bin grantig geworden. und traurig. die eier sind vom ja!-natürlich-projekt „moosdorfer haushuhn“, über das ich hier auf esskultur und in mehreren print-artikeln ausführlich geschrieben habe. ich halte dieses projekt für eines der wichtigsten der letzten jahre im lebensmittelbereich überhaupt. die eier tragen das mhd 13. 1. 14. ich habe beschlossen, sie als erstes am 22. jänner zu essen. als eierspeise oder omelett.

warum grantig? weil mich der absolutheitsanspruch vieler veganer und veganerinnen extrem stört, und weil ich merke, dass so ein versuch, in diese welt zu schauen, auf faktoren wie disziplin und konsequenz beruht, beides widerspricht meinem anspruch an gutes essen (konsequenz fordere ich beim einkauf, das wissen alle, die mich kennen). weil ich finde – achtung, das dürfte für widerspruch sorgen – der veganismus macht es sich in hinblick auf die verbesserung der haltungsbedingungen jener tiere, die die mit abstand meisten menschen hierzulande für nahrung „nützen“ (halten, essen) und das auch die nächsten jahrzehnte ganz gewiss tun werden, zu leicht mit dem „verzicht“ und den „vorwürfen“. tradierte esskultur über den haufen schmeißen: kann man. aber viele wollen nicht. das ist zu respektieren. ich will es auch nicht. aber ich will, und das ist (jetzt noch einmal für alle, die mich erst in den letzten wochen kennengelernt haben) die zentrale motivation meiner arbeit, dass es allen am essen beteiligten möglichst gut geht. „allen“ schließt auch die mehrheit der menschen ein, die gerne essen. die tierische produkte essen möchten. „allen“ sind auch die tiere, aber es gibt keine hierarchie in dieser aussage. das thema ist so komplex, dass es sich nicht in schlagworten abhandeln lässt und auch auf keinen fall in schlagworten abgehandelt werden soll. ich respektiere alle menschen, die aus überzeugung 100 % pflanzlich essen. weder respektiere noch akzeptiere ich kampfrhetorik und untergriffigkeit, mangelnde wertschätzung des gegenübers und das demonstrieren von moralischer überlegenheit. und um aufs kulinarische zurückzukommen: ich finde es höchst bedenklich, lebensmittel und speisen nachzuahmen. ich finde es höchst bedenklich, vom tierischen regen in die industrielle traufe zu kommen. aromen, lange listen aus lauter industriell erzeugten zutaten, die ich nicht essen möchte, für ersatzprodukte, die beim „original“ genau einen (tierischen) posten hätten. hightech und das verunmöglichen, diese zutaten zuhause selbst herstellen zu können, wenn man wollte. die abhängigkeit von einer veganen nahrungsmittelindustrie. am gängelband von unternehmen, die – achtung, sarkasmus – nahrhafte, vitalstoffreiche, gesunde, schmerzfreie, vollwertige – zutaten für eine ernährung herstellen, die dadurch nicht mehr souverän sein kann. eine fiktion, die mir ganz und gar nicht behagt.

warum traurig? weil mein gefühl am beginn dieses selbstversuches richtig war (und jetzt kommt mir nicht mit der self fulfilling prophecy, ich habe es immerhin gemacht, ausprobiert, getan). weil ich so nicht essen will. weil es an meiner aufgabe in meinem leben vorbeiführt, von ihr wegführt, und zwar auf wege, die ich nie gehen wollte. die schillernde vielfalt, das kochen können, der umgang mit menschen und tieren und lebensmitteln und wie man das alles immer noch besser machen – oder zumindest einmal darüber informieren – kann. weil ich auch merke, wie sich interessanterweise beruflich die spreu (oberflächlicher, saturierter, zynischer hedonismus) vom weizen (tiefe, freudige, wertschätzende auseinandersetzung mit der – zur abwechslung meine ich nicht meine – esskultur) zu trennen beginnt, auch, wenn mir das nicht direkt gesagt, aber indirekt zu spüren gegeben wird. und weil mir die zwei eier leid tun.

ich wiederhole noch einmal von oben: freiwillig gewählte geschmacklosigkeit. ja, das sind luxussorgen, sich einen kuchen backen zu können und ihn dann nicht essen zu wollen, aber ich halte auch die möglichkeit, sich überhaupt vegan ernähren zu können für eine, die nur im überfluss möglich ist. und vielleicht auch eine antwort darauf sein könnte, von jenen, die sich vom überfluss überfordert fühlen und einen weg suchen, der sie nicht jeden tag vor zig entscheidungen stellt. meiner ist es nicht.

und abschließend, bevor mir jetzt wieder irgendwer eine schwere zeit (oder die falsche ernährung ;-)) attestiert: das vegane tagebuch hier ist und bleibt nur ein ausschnitt meines lebens. danke, mir geht es gut. esskultur war noch nie ein trallala-blog.

31 Gedanken zu „wie schmeckt vegan? tag 18“

  1. „trallala-blog“ – ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt. aber danke für diese sehr vielen gedanken. das werde ich noch dreimal lesen. ;)

  2. Wow! Du sprichst (schreibst) mir aus der Seele!
    Mir ging der Gedanke, dass vegan leben zu können, sehr viel mit unserem hohen Lebensstandart zu tun hat, schon viele Male durch den Kopf.
    Ausgesprochen kam das allerdings seltenst sehr gut an. =D

    Dass „Ersatzprodukte“ so begehrt sind, konnte ich auch noch nie verstehen und nachvollziehen.

    Viele Grüße,
    Sarah =)

  3. nö tralala warst du nie und das ist gut so.
    ich bewundere deine Konsequenz um das beste aus deiner Sicht zu finden. im übrigen in der ach so strengen 40-tägigen Fastenzeit war der Sonntag immer als Auszeit gedacht.
    das mit den Eiern, ist so eine Sache – man muss sich auf seinen eigenen Geschmack verlassen.
    ich freue mich auf dein Resümee

  4. Ich meine auch, dass vegane Produkte – das, was man so im Handel findet – irgendwie Convenience 2.0 oder 3.0 sind. Ohne das zunehmende Angebot hätte diese Ernährungsweise sicher nicht so geboomt. Damit, wie wir in Europa – oder in einem anderen Kontinent – vor hundert Jahren gegessen haben.
    Mein vegetarisches Kochbuch von GU, Ende der Neunziger erworben (und leider kaum benutzt *schäm*) enthält ein Rezept für das Herstellen on Sojabohnenquark. Vielleicht kommt ja irgendwann der Punkt, an dem auch mehr Eigenproduktion von Ersatzlebensmitteln in die vegane Küche Einzug hält.

  5. Dass vegan leben eine Luxusernährung ist, die nur in einer absoluten Überflussgesellschaft möglich ist, ging mir auch schon oft durch den Kopf.

    Dein Selbstversuch war bzw. ist mein Lesehighlight im Januar, hochinteressant, wunderbar geschrieben und bei so vielem sprichst du auch mir aus der Seele.
    Ich bin auch sehr gespannt auf deine Zusammenfassung, bald geschafft :)

  6. auch wow. und auch: vegan ist ein kind des überflusses.
    feststellung an mir selbst: ich esse mit noch mehr liebe und achtung meine butter- und marmeladenbrote – als äße ich sie für dich mit! ;)

  7. Bravo! Ein wundervoller Text, der mir aus der Seele spricht. Vegan sein ist ein Luxusproblem… genau so ist es.

    Deine Einstellung zum Essen gefällt mir. Essen selbst zubereiten und essen, worauf man in diesem Moment gerade Appetit hat, jenseits aller Ideologien und Trends… wie befreiend und befriedigend!

  8. Du schreibst immer wieder, dass du das gar nicht willst, dich zu ändern oder vegan zu leben. Du betonst immer wieder, dass es nur und bloß vorübergend ist – sprich du willst es gar nicht und gehst lustlos an die Sache ran. Das ist halt schon mal ein Problem. Wer vegan leben möchte und die Motivation dazu aufbringt, um Spaß am Essen und Kochen hat, der/die soll und wird es auch problemlos schaffen. Ich frage mich, warum du diesen Test machst, wenn du ohnehin negativ in die Sache reingehst? (Ich bin kein Veganer, mir fiel das nur beim Lesen auf).

  9. wenn du meinst, stefan, ich würde freiwillig 21 tage lang „negativ, lustlos und ohne spaß am essen und kochen“ an meinen versuch herangehen, dann hast du erstens nicht alles gelesen und zweitens (mich) nicht verstanden. dass es vorübergehend war und ist und immer so gedacht war, ist bei einem selbstversuch als explizite alles(fr)esserin systemimmanent.

  10. danke für deinen versuch – er hat mir meine eigene position zur veganen ernährung noch mal klarer gemacht. ich hatte zuvor deutlich mehr wenigstens theoretische sympathien für diese ernährungsform.
    durch deine überlegungen, verschiedene links, eigenes nachdenken und internetdiskussionen wie diese
    http://www.ende-der-maerchenstunde.de/index.php?/archives/173-Veganer-schaden-der-Welt.-Echt-jetzt,-taz.html zeigt sich wie absurd dies ist, und sicherlich nicht zum besseren, bewussteren umgang mit tierischen nahrungsmitteln beiträgt, sondern nur das eigene gewissen beruhigt. Punkte wie, dass wir imkereii und honig brauchen und viele flächen sich nur als weideflächen und eben nicht für den langfristigen ackerbau eignen war mir zuvor nicht so klar.

    ich bleibe bei meiner genußorientierten ernährung, die vorwiegend aber nicht ausschließlich pflanzlich ist. dass ich das guten gewissens vertreten kann, verdanke ich dem prozeß, der durch deinen selbstversuch losgetreten wurde

  11. „was haben die menschen, bevor sie vegan zu leben begannen, gegessen?“
    das frage ich mich auch immer und immer wieder. Vor allem wenn ich sehe, was dann in veganen Haushalten auf den Tisch kommt. Ausnahme ist in der Tat die vegane Bolognese – die ist super. Tolles Experiment, sehr toll geschrieben.

  12. grade in den letzten tagen hatte ich das gefühl, dass du einen „heiteren“ und selbstsicheren zugang zu deiner (nicht selbstgewählten) veganen Experimentierphase bekommst, und das, was du gegessen hast, war gleichfalls interessanter. Die vielen Erklärungen und Rechtfertigungen, dass du dich überhaupt nicht rechtfertigen musst und nur dich allein was angeht usw.., finde ich ein wenig ermüdend, liebe katha, bitte nicht krumm nehmen. Aber warum machst du das dann? Dann bleib dir treu und mach dein Ding und erklär dich fortan nicht mehr ;-). Außerdem: Dass es nur dich was angeht, wenn es sich um ein berufliches Experiment handelt, zu dem du dann in der Maxima berichten sollst, stimmt so auch wieder nicht so ganz. Denn wenn es eben nicht dein privates Vergnügen ist, so ist „Wenn es euch nicht passt, dann lest halt nicht mit“ kein professioneller, journalistischer Zugang. Vielleicht sehe ich aber auch nicht, wie und in welcher Weise man dich so bedrängt, denn ich lese ja nur hier mit (und hier sind dir ja so gut wie alle gewogen) und kenne die Reaktionen von Facebook & Brothers nicht. Kopf hoch und Brust raus! Und toi toi toi für die letzten Tage.

  13. @Katha: Wenn du als systemimmanente Allesfresserin nachher genau so schlau bist wie vorher, dann war der Versuch vergeudete Zeit. Was sollen wir aus diesem Test mitnehmen? Dass du vorher schon wusstest, dass es nichts für dich ist?

    Das Einzige wo ich dir beipflichte ist, dass (manche) Veganer zu wenig Wert auf die Herkunft des Essens legen. Hauptsache vegan muss es sein. Ob verarbeitet oder künstlich hergestellt, völlig egal.

  14. Dass Vegan schmecken kann und sogar sehr gut, sieht man auch hier in deinem Tagebuch. Wie oft, wie lange, wie ausschließlich, das ist noch mal etwas anderes. Das Warum und warum die Tendenz dahin steigend ist, finde ich einen interessanten Aspekt.
    Mein Vater, Jahrgang 1929, hat die Geschichte erzählt, wie er und seine Brüder allabendlich versucht haben, ihrem Vater 1!!!! Radl Wurst abzuschwatzen. Wenn mein Opa, der ein gutherziger Typ war, ihnen dann etwas von seiner 25 GRAMM ! Portion abgegeben hat (mehr konnte man sich nicht leisten), hat wiederum die Oma getobt, weil die unnützen Kinder dem hart schuftenden Opa die Wurst wegessen.
    Seither sind ca. 70 Jahre vergangen, Lebensmittel sind im Überfluss vorhanden aber die Selbsteinschränkungen beim Essen und Geniessen sind immer mehr auf dem Vormarsch, ob es sich dabei um vegan essen handelt oder um die zahlreichen echten oder gefühlten Intoleranzen.
    Dies ist auch wieder so ein Thema wo man nicht weiß wo man anfangen und aufhören soll. Ich wünsch dir jedenfalls beschwingte letzte Tage des Experiments.

  15. Tofu (und ich liebe Tofu!) in Sugo zu Pasta würde ich niemals nie essen – ist aber auch nicht mein Beruf – basta.

  16. Toll sich überhaupt auf „so etwas“ einzulassen! Kann man doch nur so eine ordentliche eigene Meinung entwickeln.

    Zu VEGAN und GENUSS fiel mir heute etwas ein: http://www.bbbakery.at

    Und möglichst JEDE Mahlzeit genießen zu können, halte ich für eine gute Basis für Zufriedenheit und Lebensfreude. Dass es daher einem selbst, und nicht jemand anderen schmecken muss …

    Danke für die vielen, vielen Informationen und Neuigkeiten – sowie persönlichen Impressionen!

  17. Klase geschrieben!!!
    Danke für Deinen Versuch und das Du uns an den Erfahrungen teilhaben lässt. Ich habe soooo viel dazu gelernt.

  18. Deine veganen Erkenntnisse, kann ich nur unterschreiben. DANKE dafür!
    Und ich werde weiterhin essen, wonach mir gelüstet und dabei darauf achten, wo es herkommt.

  19. der wichtigste beitrag des ganzen experiments
    ok, der wichtigste, den ich gelesen habe)
    bin gespannt auf den artikel, nehme an, das beste hortest du noch gedanklich für den eigentlichen anlass der ganzen sache.

  20. @Amrei:
    Ich zitiere hier einfach mal einen sehr interessanten Post von Iris von einer anderen Seite, wo das „Weideland-Argument“ auch angeführt wird:

    Zum Nutztier-Absatz (auf die Diskussion lass ich mich meistens gar nicht ein):
    Ich glaub, da kann man im “Heimatland” gar keine globale Perspektive entwickeln. Weil die Bio-Landflaechen-Nutzung eigentlich beachtlich ist, die AMA – Regelungen fuer wieviel Tier auf wieviel Flaeche im internationalen Vergleich grossartig sind (dass ich das mal sag, haett ich mir vor ein paar Jahren auch nicht gedacht) und Bauernhof-Romantik aus Kindertagen sogar irgendwie Berechtigung hat. Aber zu sagen, was tun mit dem ganzen Gruenland? Wieviele Nutztiere (weltweit) haben denn jemals Gruenland gesehen in ihrem Leben? Also, das ist noch kurzsichtig er als das Gegenargument. …

    @ Stefan: kann dir nur beipflichten

    Einen schönen Tag wünsche ich allen trotz des grauen Wetters! :-)

  21. Hallo,

    Ich verfolge deinen Selbstversuch mit großer Spannung und muss sagen: Respekt!

    Angeregt durch eine Arbeitskollegin, die seit ein paar Jahren vegan lebt, fing ich im letzten Jahr an, mich näher mit dieser Lebensweise zu beschäftigen.
    Die Ansätze findet ich durchaus interessant und lobenswert.
    Aber….. Mir sind die gleichen Bedenken gekommen wie dir.
    Warum soll ich künstlich hergestellte Produkte zu mir nehmen? Warum ersetzte ich ein Produkt, das ich nicht mehr essen möchte, durch ein convenience food? Das esse ich als Nicht-Veganer doch auch nicht.
    Abgesehen davon, schmeckt es (mir) auch absolut nicht, wie ein Versuch auf einer vegetarisch-veganen Messe oder Selbstversuche zu Hause am Herd zeigten.
    Warum soll ich Bio-Produkte aus irgendwelchen Ländern kaufen, wenn sie der heimische Bauer auch produziert? Unsere Bauern vor Ort bzw. aus der Region stellen nach und nach ihre Betriebe ein und die Frage, wie z.B.der Blumenkohl oder Kürbis aus den fernen Ländern nach Deutschland transportiert werden, stellen wir uns lieber gar nicht erst.
    Ich versuche regional und saisonal zu kochen. Wenn möglich auch bio oder wenigstens artgerecht.
    Seit letztem Jahr ernähren wir uns fast komplett vegetarisch, was ich für meinen persönlichen großen Erfolg halte ;-) Fleisch mag ich immer weniger und wenn ich wählen kann, esse ich mittlerweile lieber ein Gemüsegericht.
    Wenn es bei uns ein veganes Gericht gibt, dann garantiert ohne künstliche Produkte, sondern „einfach“ durch weglassen der tierischen Produkte wie Milch, Käse oder Ei.
    Grundsätzlich sollte jeder so leben und sich ernähren, wie er mag.
    Für deinen Selbstversuch und dieses Tagebuch möchte ich dir herzlich danken.
    LG, Katja

  22. danke für eure vielen, vielen kommentare, gedanken, links und ideen!

    eines muss ich klarstellen, ellja, das tagebuch hier ist nicht meine journalistische arbeit, sondern bestenfalls veröffentlichte recherche dafür. mir anhand meines privaten, der öffentlichkeit zugänglich gemachten kulinarischen tagebuchs mangelnden „professionellen, journalistischen zugang“ vorzuwerfen finde ich befremdlich und unnötig.

  23. Sesamknäcke mit Butter und Himbeermarmelade ist auch bei mir eines dieser Dinge die ich seit Klein liebe, komisch dass es Himmbeermarmelade sein muss.

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