wie schmeckt vegan? tag 15

frühstück

kokosmilchreis mit zimtweichseln (die kalt zu sauer sind, interessant) – warm und frisch ist er mir viel lieber

gyokuro

mittagessen

große leistungsschau mit kür im tian (dem besten vegetarischen restaurant in wien). es war eigentlich ein arbeitsmittagessen in großer besetzung (zu siebt), was sich mit dem aufwand, den sich paul ivic und sein team gemacht haben, nicht ganz vertragen hat. das nächste mal arbeiten wir einfach nur davor und danach.

obwohl es sich ohnehin um ein vegetarisches lokal handelt, wurde eigens für mich aufwändigst vegan gekocht bzw. kombiniert, nämlich das:

kraut & rüben – williams birne
borschtsch – guanaja schokolade
sorbet
tetris vom wintergemüse
vegane sachertorte von der manjari schokolade mit marille

dazu rosé, später espresso.

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abendessen

zum außergewöhnlichen, weil 100 % pflanzlichen menü im gourmet gasthaus freyenstein hatte ich mir eine tafelrunde zusammengestellt, von der ich hoffte bzw. wusste, dass sie schätzen würde, was meinrad neunkirchner schicken würde, zugleich kritisch und genussfähig sein würde.

freyenstein menü vegan am 15. jänner 2014

und es war fantastisch. sicher mein bestes essen in den 21 tagen vegan, aber das war irgendwie klar, als meinrad zusagte.

ich sage nur:

chinakohl-rettich-röllchen mit rotem camarguereis und eingelegter quitte. brennnessel-spinat-beignet auf erdäpfelsalat. geselchter (!!!) chicoree mit linsen und taubnessel. 4x süß, davon eine gebackene williamsbirne auf zwetschkencoulis. und so weiter und so fort.

dazu weinbegleitung – für mich wie immer in kostschlucken – und eine alte zwetschke spät, sehr spät hinterher.

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danke an die große runde fürs neugierig und dabei sein.

das letzte bild ist – damit es nicht untergeht auf den social-media-kanälen – extra für dich, angelika deutsch. schade, dass du nicht dabei sein konntest. es hätte dir getaugt. auf dein wohl!

vegane erkenntnisse

ich hatte heute vormittag einen kleinen heureka-moment: wenn ich einfach mal 3 wochen aufschreiben würde, wie ich für meine verhältnisse „ganz normal“ esse, wäre das für viele menschen wohl ähnlich weit weg von ihrem alltag wie mein veganer selbstversuch jetzt.

ad tian/freyenstein: zuerst hatte ich mich über meine planung geärgert, zwei derart tolle lokale an einem tag, das ist doch verrückt, wenn ich eh schon das gefühl habe, kulinarisch unterversorgt zu sein, ich hätte mir das besser einteilen – und folglich auf zwei tage aufteilen – sollen. nach dem ausschweifenden mittagessen im tian war ich sogar richtig unfroh über den abendtermin (zu zehnt!) im freyenstein, weil voll mit gemüse und wurzeln und eigentlich recht lustlos einem weiteren rein pflanzlichen mehrgänger entgegenblickend. aber das war nach dem ersten gang von meinrad neunkirchner vergessen. derart souverän gekocht schmeckt von so einem meister einfach alles, wurscht, ob es das mascherl vegan trägt oder nicht. er achtet auf texturen und säure, auf kräuter und duftigkeit, auf leichtigkeit und abwechslung. große küche eben, die aber fast schon unverschämt locker daherkommt. jemand, der keine ahnung von dem aufwand dahinter hat, würde vielleicht meinen, man könne diese beiden menüs nicht vergleichen. im tian stehen 12 leute (wenn ich das richtig erinnere) in der küche. im freyenstein 2. dass im einen mehr präzision und detailverliebtheit möglich ist, dürfte daher logisch sein. aber geschmacklich kann so schnell niemand meinrad neunkirchner das wasser reichen. ich freue mich sehr auf unser nächstes – mittlerweile drittes – gemeinsames kochbuch, an dem wir schon mitten im arbeiten sind. (nein, kein veganes.)

wenn jemand richtig (!) gut (!) kochen kann und in kategorien wie geschmack, duft, textur, temperatur und lustvolles erleben denkt, dann schmeckt auch ein 100 % pflanzliches, also veganes, menü großartig. es wird eine einmalige aktion im freyenstein bleiben (aber mit mindestens einer woche vorlauf und tischweise könnten auf anfrage evtl. auch andere interessierte in den genuss kommen). das freyenstein-menü hat alle meine vermutungen bestätigt: es geht auch kulinarisch anspruchsvoll vegan, aber du musst anders denken. und das tun offenbar nur ganz wenige meister ihrer zunft.

11 Gedanken zu „wie schmeckt vegan? tag 15“

  1. Schön geschrieben: „Man muss anders denken…“
    Man kann den Geschmack von Butter und Käse (zB) durch nichts ersetzen, ab und zu muss man aber andere Wege gehen um auch mal was neues zu entdecken.
    Ich finde Tian toll, um das Freyenstein-Menü beneid ich dich :)

  2. Danke für das Foto :) Meine conclusio wäre wohl ähnlich wie die deine ausgefallen: ein wahres Meinkirchner-Menü, das kein Mascherl braucht.
    Ich muss mal im Chez Nico fragen, was ihm zu tierfrei einfiele!

  3. oh, da will ich schon so lange hin, angelika, das setzen wir doch gleich oben auf die agenda für irgendwann demnächst (ob mit viech oder ohne ist mir dann eh wurscht).

  4. Klingt wunderbar entspannt und herrlich köstlich, sieht phänomenal aus, da hinten seh‘ ich den Claudio und auch sonst äußerst zufriedene Gesichter – fein fein fein. Ich gönn’s dir so von Herzen und lasse nach tagelangem, stillem und immer sehr unterhaltenem Mitlesen auch endlich mal meinen Senf hier. Danke Katha, für dein Tagebuch, mich hast du damit endlich mal wieder zum Bloglesen verleiten können.

  5. Darf ich ehrlich sein? Mich würde deine normale Woche interessieren, den sind wir „Blogger“ (und ich zähle dich da jetzt trotz allem dazu) nicht ein wenig wie Hollywood& die ganzen Hochglanzmagazine?

    zwar kommt das Essen auf den Tisch, aber nicht drei Mal am Tag, oder?

  6. welcome, sophie, freut mich, hamburg ist bald wieder ein jahr her! ja, es war sehr entspannt und einfach gut und anregend. nichts, was man schönreden müsste, weil’s einfach schön war.

    habe ich eh vor, tina, die woche nach ende der 21 tage noch dranzuhängen. allerdings verstehe ich dein „hollywood & hochglanzmagazine“ nicht. meinst du, nur das „schöne“ zeigen? das war noch nie mein zugang zu irgendwas. das müsste aus diesem tagebuch aber auch schon deutlich erkennbar sein.

  7. Für mich ist die erfreulichste Erkenntnis aus deinem Vegan- Tagebuch eh dass du mit Herrn Neunkirchner an einem neuen (nichtveganen) Kochbuch arbeitest. ;-)

  8. Ich würde mich auch über weitere Tagesberichte (ob mit oder ohne tierische Produkte ;-)) freuen. Und ich denke, was Tina meinte, ist: wir haben alle einen Hang zum (Küchen-)Voyeurismus.

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