safran, sonne, lucia, lussekatter

kulinarischer adventskalender

morgen, am 13. dezember, wird in schweden lucia gefeiert. kulinarisches telegramm zu diesem ereignis: früh am morgen+++weiss gekleidete (junge) frauen+++kerzen überall (auch am kopf)+++viele lussekatter mit viel safran auf dem teller+++glögg (skandinavischer glühwein mit rosinen und geschälten mandeln) im glas.

ich mag diesen brauch (und vor allem lussekatter) so sehr, dass bilder des traditionellen schwedischen safrangebäcks seit dem start von esskultur.at im mai ganz oben auf der seite zu sehen sind. zuerst der safran, dann die geformten lussekatter auf dem blech und als drittes foto die frisch gebackenen lichtkatzen, wie sie auf deutsch genannt werden. safran ist mein liebstes gewürz, ich habe zur zeit sieben verschiedene in fäden zuhause. verrückt? aber wo. wer dieses rezept (für mich die wohlschmeckendste und reinste form, safran zu essen) ausprobiert hat, wird wissen, warum. deshalb mögen viele menschen im rahmen des kulinarischen adventskalenders freude daran haben:

lussekatter

für 32 lussekatter heute abend oder tapfer morgen früh nehme man:

ca. 1/2 teelöffel safran in fäden (das können 3-5 packungen sein, je nach menge, ich habe auch schon viel mehr genommen, aber das ist wohl nur was für freaks…)
30 g frische germ (hefe) oder die entsprechende menge trockenhefe
1-2 esslöffel lauwarmes wasser
250 ml milch
125 g butter (150 g sind auch gut, wird brioche-artiger)
1 ei
1 gestrichener bis leicht gehäufter teelöffel (feines) salz (das entspricht ca. 7-8 g, 5 sind zu wenig, 10 obergrenze)
500 g weizenmehl (bloss kein vollkorn!), hier in österreich würde ich glattes mehl verwenden (wer 150 g butter nimmt, braucht 2-3 esslöffel mehl mehr)
125 g staubzucker
1 ei zum bestreichen
64 rosinen

1. die safranfäden mörsern. dabei oft daran riechen. safran in ein wenig von der milch einweichen. am besten schon ein paar stunden vor dem backen.

2. die germ (hefe) in dem lauwarmen wasser auflösen (bei trockenhefe: mit dem mehl vermischen).

3. milch auf ca. 37 grad celsius erwärmen, die butter dazugeben, schmelzen lassen (dabei rasch vom herd nehmen, buttermilch darf nicht zu heiss werden!).

4. in einer grossen rührschüssel mehl mit zucker und salz mischen. aufgelöste germ (hefe), buttermilch, ei und safran dazugeben.

5. in der küchenmaschine (oder mit der hand) mindestens zehn minuten kneten, bis sich der teig vom knethaken und der schüssel löst (nicht schrecken, teig ist weich!). dabei mehrmals den teig auf seinen geschmack überprüfen.

6. an einem warmen (nicht heissen) ort mit einem sauberen geschirrtuch zugedeckt auf doppelte grösse gehen lassen. (wir stellen die edelstahl-schüssel von unserer kenwood major dafür auf die heizung. da dauert’s dann ca. eine stunde.)

7. kurz zusammenkneten, vierteln, jedes viertel achteln (in summe sind es dann, richtig, 32 teile). jedes teigstückchen zu einem etwa 20 cm langen wuzerl rollen, die enden gegengleich eindrehen. (zu einem s oder einem fragezeichen. ich habe mich heuer für beide richtungen entschieden, weil ich nicht herausfinden konnte, ob es eine traditionelle richtung gibt. weil ich vermute, dass sich das ganze an die uralte swastika anlehnt, habe ich das thema ein wenig recherchiert und dabei höchst interessante dinge gelesen. letztendlich kam ich zum weisen entschluss, dass es nicht „entweder – oder“ sondern „sowohl als auch“ sein darf. also s und fragezeichen.) heuer habe ich zum ersten mal auch doppelte (übereinandergelegte) lussekatter geformt, selbstverständlich auch in beide richtungen, die auf schwedisch sicher speziell heissen. ausserdem kleine striezerl (zöpfe), weil ich wissen wollte, ob es geht. es geht – sehr gut sogar.

8. auf ein blech mit backpapier legen und nochmal ca. 20 minuten gehen lassen. ich lege je 16 lussekatter auf ein blech, das geht sich schön aus. dann mit verquirltem ei bestreichen und in die zwei spiralen-mittelpunkte je eine rosine als „auge“ drücken. fest hineindrücken, sonst fallen den (licht)katzen beim backen oder danach die augen heraus.

9. das backrohr (ober- und unterhitze, keine umluft) auf heisse 250 oder noch mehr grad celsius vorheizen.

10. die lussekatter im heissen rohr ca. 7-8 minuten backen.

(nachtrag 2009: die arbeitsschritte sind in meiner lussekatter-lichtbilderschau vom 13. 12. 2009 zu sehen.)

(nachtrag 2017: diese kulinarische notiz ist mittlerweile zehn jahre alt und das rezept wurde wohl mindestens hundertfach nachgebacken. ich mache es nach wie vor genau so. aus diskussionen auf social media möchte ich drei dinge ergänzen, damit sie nicht verloren gehen: 1. wenn qualität/frische der germ nicht eindeutig festellbar, unbedingt ein dampfl machen. 2. falls keine ober-/unterhitze verfügbar, bei 220-230 grad umluft ca. 8-9 minuten backen, habe ich auch schon gemacht, funktioniert tadellos. überhaupt backe ich heute wegen der gleichmäßiger verteilten hitze mehr mit umluft als noch vor einigen jahren. 3. wenn man den teig abends am 12. vorbereiten und die lussekatter am 13. in der früh frisch backen möchte: ich hab‘ sie bisher immer frisch und „in einem durch“ gemacht, aber ich würde in dem fall den teig einmal nicht ganz doppelt aber doch merkbar gehen lassen, zusammenschlagen und dann in einer (ausreichend großen) schüssel kühlen. theoretisch bräuchte man bei langer kalter gare weniger germ, aber da ich’s selbst noch nicht probiert habe, würde ich es so wie beschrieben machen. am nächsten morgen dann als erstes den teig aus dem kühlschrank holen und zusammenschlagen, lussekatter formen, stückgare wie gehabt – oder ggf. etwas länger, falls er bzw. es ihm noch zu kalt sein sollte.)

lussekatter werden frisch (am besten warm) (auf)gegessen. ein stückerl kalte butter passt gut dazu. wer mag, nimmt marillen(aprikosen)marmelade, aber bitte nur pure, leicht fliessende, alles andere wäre eine beleidigung für die lussekatter.

wenn das vom timing nicht geht (weil man z. b. kein 13.-dezember-morgen-mensch ist), dann lieber vorbacken, fast noch lauwarm einfrieren und nach lust und laune auf einem heizkörper o. ä. auftauen. das dauert nicht lang, kostet keine extra energie und sie sind zum essen lauwarm.

dieses rezept ist die essenz von einem dutzend, die ich über die jahre ausprobiert habe. der teig ist relativ weich, daher behalten die lussekatter vielleicht nicht perfekt die form, aber sie schmecken umso weicher, duftiger und lockerer.

der safran soll das licht, die sonne im winter symbolisieren. für mich gibt es ausser dem morgigen tag noch zwei oder drei ideale lussekatter-tage: die wintersonnenwende am 21. dezember, weihnachten (z. b. zu hausgebeiztem lachs, link zum rezept s. u.) und silvester. feiner als mit dem kostbarsten gewürz der welt in duftendem germteig kann man nicht ins neue jahr starten.

mehr zum pannonischen safran auf esskultur.at:

safran aus österreich: die ernte
safran aus österreich: das zupfen
die lachsbrötchen der frau esskultur

ps: die passenden accessoires in rot-weiss gibt’s – nonaned – bei ikea. lustig, dass die heuer in ihrem winter-prospekt „fest der lichter“ lussekatter abgebildet haben:

ikea_lussekatter

ikea_lussekatter.jpg

(© für beide fotos: ikea)

38 Gedanken zu „safran, sonne, lucia, lussekatter“

  1. …und ich hatte mich immer gefragt, was es mit diesem roten Geschnörksel auf dem Titelfoto auf sich hat – Safran! :-)

    Danke für das schöne Adventstürchen, die interessanten Informationen und die wunderschönen Lussekatter! Selbstgebacken habe ich sie noch nie, es steht auch nur eine Sorte Safran in der Speisekammer – aber die Schilderung macht richtig Lust auf Lussekatter und Kerzen im Haar.

  2. Lecker! Ich habe mal zu Studienzeiten mit einer Schwedin eine WG gehabt, und, da wurde natürlich Lucia so richtig gefeiert! Da gabs auch Deine Lussekater, aber, nicht so schön wie Deine!

  3. Die bringen ja die Sonne sogar bis in den trüben Bayerischen Wald!
    Da hab ich doch vor kurzem ein Video im Netz gesehen, bei dem eine Amerikanerin das neueste No-Knead-Brot-Rezept der NYT in genau diese Brötchenform brachte – sie hätte das von einer Schwedin gelernt, das sei dort für bestimmte Brötchen typisch“. Jetzt weiß ich, was damit gemeint war. Danke :-)

  4. Oooh, die sind aber hübsch! Und ich hatte doch schon lange mal wieder Lust auf Hefeteig. Ich glaube, bei uns wird es sie an Silvester/Neujahr geben.

    Liebe Grüße, Sus

  5. Oooh!! Ich bin absolut entzückt über den „Inhalt“ des heutigen Türchens! Nicht nur, dass ich mich immer freue Gleichgesinnte zu finden sondern obendrein ist das wirklich ein Rezept, dass dringend weiter verbreitet werden sollte! :))

    Liisa, die jetzt schon vor Vorfreude auf den morgigen Luciatag platzt! :)

  6. Morgen bin ich bei einer schwedenbegeisterten Kollegin eingeladen, die werde ich mit dem Gebäck überraschen. Vielen Dank für das Rezept.

  7. Für die weihnachtliche Zusammenkunft fordere ich die Zubereitung bzw. Zurverfügungstellung einer Ladung frischer Lussekatter!

    Alternativ, weil – wieder einmal – im Twin-Peaks-Fieber: Donuts, Heidelbeer- und Kirschkuchen, dazu „verdammt guten“ Filter(!)kaffee . . . ;-)

  8. jetzt merk ich es erst:
    zitat: […] die passenden accessoires in rot-weiss gibt’s – nonaned – bei […]
    ob das wohl die nicht österreichischen blog leser und leserinnen verstehen?

    und wann können wir deinen nächsten eintrag bestaunen?

  9. Vielen Dank für das Rezept: Diese Lichtkatzen sind wirklich fantastisch! Eben haben wir zu zweit die halbe Ladung eingeschnauft (allerdings mit Quittengelee, bitte um Absolution). Das ist hiermit mein liebstes Hefegebäck – ich habe noch nie so etwas Luftiges geschafft. Und vielen Dank für die Warnung: Ohne Ihr „nicht schrecken“ hätte ich sicher energisch Mehl nachgeknetet, aber der Teig gehört tatsächlich genau so.

  10. Als Teil eines hervorragenden Weihnachtsmenüs durfte ich die Lussekatter der Edition Esskultur genießen: köstlich! Sie wurden begleitet bzw. begleiteten irischen hausgebeizten Biolachs mit Mango-Limetten-Sauce.

  11. Pingback: corum.twoday.net
  12. Ich bin auf der Suche nach einer Alternative zur schwäbischen Neujahrsbrezel (ein Hefegebäck mit weniger Zucker, das es traditionell zum Jahreswechsel gibt) bei den Lussekatter gelandet und habe sie -gute Vorbereitung ist alles- gleich mal probegebacken.Sie sind Dank der hervorragenden Beschreibung schon im ersten Anlauf klasse geworden. Trotz der großen Menge musste ich bei 3 Essern kämpfen, noch welche zum einfrieren zu haben. Locker, leicht, wohl duftend. Ein tolles Rezept. Danke dafür.

  13. Liebe Katharina,
    ich bin am Samstag gar nicht so früh aufgestanden (zum Glück hat der Rest weitergeschlafen) und konnte in aller Ruhe deine fantastische Backanleitung Schritt für Schritt nachmachen. Danke für den Hinweis, der Teig sei weich und man solle ihn zehn Minuten kneten, das hat sehr geholfen und mit dem Handmixer auch super funktioniert. Um neun habe ich das erste Blech in den Ofen geschoben und keine Viertelstunde später saßen wir begeistert am Tisch, so leckeres Hefegebäck hatten wir noch nie gegessen! Beim nächsten Mal würde ich aber noch mehr Safran nehmen, glaube ich. Ich habe vorsichtshalber klein angefangen; aber meine Kinder haben die Lichtkatzen (und -Zöpfe und -Stangen) verschlungen, die vertragen auch mehr :-)
    Dankeschön! Jetzt steh ich nur vor der Wahl: einmal im Jahr was besonderes oder doch öfter?

  14. Hallo! Irgendetwas mach ich falsch! Habs im Vorjahr 2x probiert und heuer wieder. Jetzt sogar mit Kenwood Major Titanium! Teig wird immer vieeeeeeeeeeeeeeel zu weich und mag sich nicht mal richtig vom Knethaken trennen, sodass ich ihn nicht zu den schönen Striezeln verarbeiten kann. Das ganze in einer Kuchenform schmeckt ja auch wunderbar … Trotzdem möcht ich gern die Käterchen backen … Liebe Katha, was könnte ich anders machen. Hab mich sogar zu 99 % an das Rezept gehalten, was ich sonst eher selten zu tun pflege :-) Danke schon jetzt!

  15. das freut mich, anna! ich nehme mir auch immer vor, sie öfter zu machen, aber zu mehr als am 13. 12. und vielleicht zu weihnachten und/oder silvester komme ich dann doch nicht.

    hm, sonja, das macht mich ein bisschen ratlos, denn das rezept wurde dermaßen oft nachgebacken, dass es mich wundert, dass es bei dir so gar nicht hinhauen will. die erste frage ist natürlich: was ist das 1 fehlende prozent, an das du dich nicht gehalten hast ;-)?
    und: je nachdem, welches mehl (welche marke, welche sorte, welches alter) du verwendest, braucht es mehr oder weniger flüssigkeit. der teig ist SEHR weich, aber auch fettig genug, um ihn nach dem gehen formen zu können. es könnte meiner meinung nach am ehesten am mehl bzw. an der mehl-flüssigkeits-ratio liegen. vielleicht magst du das nochmal mit weniger flüssigkeit probieren und dich beim kneten herantasten? aber sei versichert: das rezept funktioniert, es haben in den bald 8 jahren schon so viele menschen nachgebacken, dass ich sicher bin, dass es bei deinem 3. versuch auch klappen wird.

  16. @Katha, Dankeschön – dann werd ich in der nächsten Zeit den 4. Versuch starten und mich herantasten. Hatte das letzte Mal das „Zurück zum Ursprung“ Weizenmehl glatt. An die Mehle im vorigen Jahr kann ich mich nicht erinnern – sollte es mir notieren.

  17. ..ja es ist Dezember auf unsrer schönen Welt….und damit Lussekatter Zeit :) meine Kinder freuen sich wie jedes Jahr ganz furchtbar auf die Safran Katzen – 100 sollen es sein, wurde mir mitgeteilt. In diesem Sinne Danke fürs Rezept und eine besinnliche Vorweihnachtszeit,

    Lika

  18. @Katha 4. Versuch Lussekater …. 60 g mehr Mehl und der Teig war noch immer weich UND super formbar u. die Lussekater total gschmackig… Danke für den Hinweis mit dem Herantasten!

  19. Seitdem mich die Kaltmamsell hierher lockte, gilt bei uns: jedes Jahr immer wieder gerne und gut, gerade eben ofenfrisch verspeist. Dankeschön für diese Lichtblicke!

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