kameel patisserie, endlich

heute war es soweit: das süsse kameel, schlicht „patisserie“ genannt, hat endlich eröffnet.

meine ersten eindrücke:

lokal

sehr klein, schmal, elegant, im winter oder bei feuchtem wetter eine herausforderung, viel schwarz, licht von hinten und glas. juwelierähnlich, aber ohne schwellenangst zu vermitteln. die zwei gebogenen schaufenster beherbergen zwei, drei kleine törtchen im knalligen kleid. das wird hoffentlich kein marzipan sein (ist auch keines, sondern massa ticino, wie wir später von herrn friese erfahren).

sortiment

in der schmalen glasvitrine mitten im raum fällt der blick zuerst auf die makronen (macarons) mit schwungvoll farbigem pinselstrich zur unterscheidung der einzelnen sorten.

dann die „süssen gläser“ in sechs oder sieben sorten, sehr präzise geschichtet und verlockend. in zukunft sollen die sorten ca. alle zwei monate wechseln. für jede komposition gibt es ein kärtchen, auf dem die schichten in der richtigen reihenfolge nachzulesen sind. die rückseite ist praktischerweise gleich die visitenkarte.

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es folgen ein paar kleine desserts wie z. b. eine apfeltarte und zwei schokoladige, alle in runder form auf runden kartons mit „griff“ zum transport bereit.

danach die zum Teil mit massa ticino überzogenen mini-torten, die mich nicht ansprechen, weil ich ihr inneres nicht sehen und daher nicht abschätzen kann, was mich erwartet: cremig oder feinporig, knusprig oder fruchtig, süss oder saftig. (massa ticino ist übrigens eine zuckermasse, die sich gut verarbeiten lässt und im vergleich zu marzipan kein fett enthält bzw. auch kaum eigengeschmack hat. sie wird häufig als einschlagmasse für hochzeits- und ähnliche torten verwendet.)

dahinter noch zwei hohe torten – heute eine schichttorte und noch ein viertel einer topfentorte (die ich am liebsten in die hände nehmen und hineinbeissen würde, so gut und flaumig sieht sie aus), die in stücke geschnitten verkauft werden.

der wand entlang nett gestaltete boxen aus karton mit köstlich aussehendem, hausgemachtem zwieback, linzeraugen und anderem gebäck, marmeladen, schokoladen und getränke wie wein, der zu süssem passt.

das gesamte sortiment ist ausschliesslich zum mitnehmen gedacht. die gläser sind im wohlfeilen preis von 4,50 euro pro „verrine“ inkludiert, man kann sich damit eine stilvolle wasserglas-sammlung mit kameel-logo für zuhause anlegen. schöne schachteln erleichtern den transport. wer vorhat, die desserts in den gläsern noch unterwegs aufzuessen, bittet einfach um einen löffel. selbstverständlich ist auch der nicht aus plastik, sondern ein schlichtes exemplar aus edelstahl, einzeln verpackt.

geschmack

makronen

wir haben u. a. himbeer, maracuja und schokolade probiert. Die makronenmasse ist herrlich leicht und zart, aussen knusprig, die fülle im fall von maracuja sensationell fruchtig und rein, im fall von himbeer ebenfalls intensiv, aber sehr süss und im fall von schokolade cremig, dicht und nicht sehr bitter. der grösste unterschied zu sprünglis luxemburgerli: die kameel-makronen sind alle aus derselben hellen, feinen mandelmasse, die bei sprüngli haben die jeweiligen aromen (und farben) auch schon im teig. die füllung im kameel ist definitv eleganter und besser, weit weniger bzw. gar nicht fett, bei sprüngli von der konsistenz immer gleich, dazu relativ fett. laakronen der kurkonditorei oberlaa haben zu viel fülle, sind zu gross und ein wenig zu plump im vergleich zu den leichtgewichten im kameel. die von hermé habe ich leider noch nicht probiert. schön ist der lässige farbige pinselstrich auf der oberseite der kameel-makronen, anhand dessen man die sorten unterscheiden kann.

süsse gläser

erdbeere mit weissem schokoladenmousse und marzipanbiskuit: schön fruchtig und klar

weisser pfirsich mit prosecco-lavendelgelee und mandelmousse: sehr delikat und fein

rosé mit litchigelee, rosenblütenmousse, himbeergelee und milchreis: klingt wild, ist aber harmonisch, elegant und hervorragend gelungen

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mango-maracuja mit schokoladenmousse: intensiv, exotisch, süss-säuerlich, herrlich

kaffee mit dörrzwetschken und nusskrokant: grossartige kombination, schön auch das knusprige element, die weich-mürben und dezent säuerlichen dörrzwetschken und das helle kaffeemousse

schicht-torte

sie sieht grossartig aus, kann aber mit den süssen gläsern nicht mithalten, dazu schmeckt sie zu harmlos-indifferent. vielleicht doch zu viel des guten, die 20 schichten?

fazit

die kameel-kreationen sind elegant, fein, leicht, harmonisch und – vor allem die süssen gläser – neu in österreich.

ich habe mir ein wenig intensivere, wildere kombination (gewürze, kräuter, nüsse, herb, säuerlich, scharf) erwartet und gedacht, dass die süssen gläser immer auch eine komponente mit biss enthalten würden (was ich sehr spannend finden würde). aber: meine erwartungen waren extrem hoch, das süsse kameel hat den ersten tag offen und noch viele jahre zeit, mit immer wieder neuen kombinationen und kreationen zu überraschen. dafür lässt es die – wiener – konkurrenz jetzt schon ziemlich alt aussehen.

kameel patisserie
bognergasse 7
1010 wien
mo-sa 9.30-19.30 uhr

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