krank & kulinarisch: woche 39

gerade habe ich meine stimme abgegeben. und einen winzigen moment lang war ich in der wahl“zelle“ wie paralysiert, als ich dachte, das gibt’s doch nicht, im zweiten wiener gemeindebezirk fängt der wahlzettel mit der fpö an. ich wurde panisch, als ich die grünen nicht fand und stattdessen als nächstes das bzö erkennen konnte. dann kam ich auf die idee, den wahlzettel umzudrehen. grosse erleichterung. komischerweise sind mir spö und övp nicht abgegangen. und wehmütig fiel mir ein, dass die grünen an dritter stelle auf dem wahlzettel stehen, weil sie das letzte mal 2006 zum ersten (und vermutlich derzeit letzten) mal knapp drittstärkste partei waren. zu meiner ehrenrettung für das kurze synapsenchaos sei gesagt: ich bin krank, ein feldwebel von einem grippalen infekt herrscht über mich und seine adjutanten schnupfen, husten und geistige umnachtung wegen kriegerischer auseinandersetzungen im kopf sind ihm ergeben und üben sich im vorauseilenden gehorsam. so weit so schlecht.

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mein geruchssinn spielt mir böse streiche (der gestern frisch gekaufte beinschinken schmeckt für mich alt und nach kühlschrank, was eine sauerei ist, aber sicher nicht stimmt) – das vergeht. wenn ich schnupfen habe, nehme ich immer ab, weil ich nicht nur aufs trinken vergesse (was schlecht ist), sondern auch aufs essen. meine vorliebe für kontrastierende konsistenzen dürfte bekannt sein, in so einer situation wie jetzt müssen dann eben backerbsen (selbstverständlich nicht irgendwelche, sondern die von rapunzel) in die hendlsuppe. die würde ich unter normalen umständen nicht essen, und schon gar nicht in der hendlsuppe (da gehören bröselknöderl vom bröselknöderlmeister hinein, aber der zog es vor, kurzfristig in berlin ein engagement anzunehmen, statt sich um mich und die bröselknöderl zu kümmern). oder zimmerwarmer zwieback (selbstverständlich nicht irgendeiner, sondern der von alber aus reichenau an der rax) zu kühlschrankkaltem apfelmus. jämmerlich. der einzige kulinarische lichtblick, der mir bleibt, ist das sanddorn-elixier von weleda, auf dessen regelmässige und ausreichende zufuhr ich aus therapeutischen gründen achte. sanddorn hat ein aromenspektrum, das auf geheimnisvolle weise die schnupfenfront durchdringen kann. wenn ich gesund bin, vergesse ich meistens drauf, dass eine angebrochene flasche im kühlschrank steht, obwohl ich den geschmack seit meiner kindheit liebe. gläserene kühlschranktüren wären überhaupt super. die kulinarischen buchneuzugänge stapeln sich ebenso wie die to-do-listen für die nächsten jobs, aber nichts davon macht mir freude. ich fürchte, auch das wahlergebnis heute abend nicht. über die kulinarischen konsequenzen einer ausgrenzenden und nationalistischen politik will ich gar nicht nachdenken. vielleicht haben die verantwortlichen herren ja auch nur einen chronischen schnupfen?

7 Gedanken zu „krank & kulinarisch: woche 39“

  1. Baldige Besserung!
    Ich habe noch einen Spitzwegerich Saft anzubieten, den ich irgendwo einmal auf einem Markt erstanden habe. Leider kein Vergleich mit dem, den ich früher bekam. Vor ein paar Jahren ging noch ein altes Kräuterweiblein durch die Straßen und die hatte in ihrem Rucksack selbstgemachten Himbeersaft, Spitzwegerich- und Hollersirup.
    (Gebundene Hühnersuppe mit Bröselknöderl wäre deine Rettung bald zu gesunden!)

  2. Vorsicht, das mit dem Abnehmen ist tückisch. Ich bin – obwohl aus dem gröbsten raus – noch immer rekonvaleszent. Und was bereite ich mir heute zu, ein leichtes Abendessen? Ja, leicht übertrieben: Ein 200 Gramm Tournedos Rossini auf einer Scheibe Toast, mit obligater Foie Gras-Schnitte obenauf und schwarzen Trüffeln in einer mit sündhaft viel Butter montierten Medeirasauce! Ja, mit Pommes. Gute Besserung und guten Appetit danach ;)

  3. danke! heute muss ich ja auch gesund sein. herbie hancock im konzerthaus! (dass ich beim abendprogramm zuerst kultur und nicht einmal danach kulinarik erwähne, lässt aber auch darauf schliessen, dass es noch nicht ganz vorbei ist mit der schnupfhusterei. aber fast.)

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