wie schmeckt vegan? tag 10

frühstück

roggen-sesam-knäcke mit alsan und himbeermarmelade (nein, auch alsan und ich werden keine freunde mehr in diesem leben)

gyokuro

vor dem mittagessen

kam der web- und sängermeister überraschend aus berlin, um die mousse au chocolat zu kosten, ich mit

dann haben wir noch die restliche guacamole mit den restlichen nachos gegessen

mittagessen

im joseph bistro, für mich:

wurzelgemüsesalat mit kräutern – wurzelig, ölig, eh gut

lauchrisotto mit gemüse, das war wahnsinnig viel und eh gut, aber eigentlich zu üppig für mich, zu „gesund“, etwas, das ich auch (jetzt wollte ich fast schreiben: als gesunde) so nicht bestellen würde

dann habe ich dem web- und sängermeister in der gier auf knackig-saures noch seinen chinakohl-schwarzrettichsalat vom teller wegge(fr)essen, dabei aber seinen zebu-pie nicht berührt!

nachmittagskaffee

mehr als ein bissen vom josephschen veganen schoko-kirsch-muffin zum steh-espresso in der küche war nicht drin, fudgefudge mochte ich noch nie, mag ich auch vegan nicht, mir viel zu viel schokolade, die kirschen sind aber gut

abendessen

bei freundin l. gemeinschaftliches gyoza-fälteln, fülle aus kohlsprossen, shitake, walnuss, zellersauce nach „österreich vegetarisch“, dazu sojasauce-zitrus-sesamöl-dip und zwei total arge 80er-jahre(und täglich grüßt …)-saucen, aber, dabei eine entdeckung gemacht, nämlich:

vegan_soyananda-2

das ding habe ich zufällig online entdeckt, als ich nach den zutaten der diversen pflanzen“sahnen“ oder -„cremen“ oder -„cuisines“ googelte. da stand das mittendrin und ich hab’s mir auf meine einkaufsliste geschrieben, aus reiner neugier, weil: fermentiert ist immer gut, gibt geschmack, bei soja hilft’s der verträglichkeit, also warum nicht? ich hatte nicht damit gerechnet, gleich am nächsten tag bei denn’s fündig zu werden.

große überraschung, das nur kurz haltbare, gekühlte produkte riecht angenehm säuerlich (wirklich sehr ähnlich sauerrahm, nur eine leichte frische tofu-note drunter), die konsistenz ist perfekt wie dicker, stichfester sauerrahm, und dann schmeckt das ding auch noch! drei viertel fermentierter (!) tofu, 1/4 fett (kokos, leinöl). bitte, probiert das aus, einfach so. es ist spannend. ihr müsst es nicht sauerrahm nennen, es ist einfach eine kühle, säuerlich-frische, aber durch den hohen fettanteil gehaltvolle, nicht „leere“ oder „fade“ creme, für die mir die nächsten tage noch einiges einfallen wird. hätte gut aufs erdäpfelgulasch gepasst. (wenn man auf die website des herstellers geht, trifft einen allerdings der schlag, deshalb habe ich sie auch nicht verlinkt.)

achso, ihr wollt die 80er-jahre-saucen wissen? cocktailsauce (!!!) mit ketchup, kren, cognac, wunderbar, und schnittlauchsauce. zu letzterer hat mir eigentlich nur mehr das gekochte schulterscherzl gefehlt.

zu den teigtascherln gab’s ein achterl grünen veltliner

vegane erkenntnisse

im zeitraum von 10 tagen hätte ich normalerweise mindestens 2 butterstücke (zum essen, kochen, backen) gebraucht. jetzt ist von dem einen alsan-packerl noch gut die hälfte da, das zweite, von dem ich mir sicher war, es auch rasch zu brauchen – backen! – noch unberührt.

wieso meinen einige leser/innen, mit „besseren“ produkten würde „es mir leichter fallen“? und woher kommt die annahme, ich hätte keine „besseren“ produkte in verwendung? es muss sich um missverständnisse bzw. neue leser/innen handeln. mich ärgert das trotzdem.

interessant ist, dass jetzt auch ansprüche geäußert werden, ich möge doch endlich richtig kochen, aufwändiger, was gescheites, was interessantes. liebe leserinnen und liebe leser: nichts lieber als das, wenn ich dafür zeit hätte. dass der versuch genau jetzt und unter hohem zeitdruck stattfindet, habe ich mir nicht ausgesucht. that’s my life, sorry, es muss niemand mitlesen, wenn es fad wird, einfach zu den üblichen medien wechseln.

über umami reden, büchlein studieren und darin ein glas sardellen sehen geht gar nicht während so eines versuches. 1 sardelle. die wäre was.

das angebot in der gastronomie ist un-glaub-lich eingeschränkt.

und dann sind es noch sachen, die womöglich irgendwie „gesund“ daherkommen, die ich sonst wahrscheinlich auch nicht bestellen würde, einfach, weil sie nicht nach meinem geschmack sind.

nein, ich habe keine lust auf wochenlang asiatisch von frühstück bis abendessen, dafür fehlen mir klima, umgebung, märkte, zutaten. und wenn, dann wären meine favoriten südostasiatische küchen: fischsauce, überall.

ich esse immer anders, jeden tag, mehrmals, ich esse nie zweimal hintereinander oder zwei tage hintereinander das gleiche. ich kann mit „orientiere dich an dem und dem land“ nichts anfangen, es schränkt mich ein, es löst widerspruch in mir aus, unwohlsein. ich mag nichts, was mich kulinarisch einengt. das ist das grundproblem, schon klar.

es ist das gefühl der einschränkung, das einschränkt. und es lässt sich nicht vergleichen, und zwar kein bisschen, mit der außensicht der freiwilligkeit, des „ich esse ja oft unabsichtlich vegan“, des „das und das ist alles vegan, das kommt bei mir oft auf den tisch“. du musst drinstecken und es spüren. sei ein mensch, der sich über genuss, geruch, geschmack definiert und schränke dich derart ein, bei jeder mahlzeit, jeden tag, freiwillig, ohne medizinische indikation. als pumperlgesunder mensch. und zwar eben nicht, weil es dann besser schmecken würde (das hat ja glaube ich auch noch nie jemand behauptet und, okay, das ist jetzt nicht wertfrei), sondern weil du glaubst, damit ein besserer mensch zu sein. bei mir zumindest haut das nicht hin. aber: morgen ist ja erst halbzeit.

ps: überlege, nach ende des versuches zumindest noch paar tage – vielleicht eine woche – weiter diese art von tagebuch zu führen. könnte interessant sein/werden.

13 Gedanken zu „wie schmeckt vegan? tag 10“

  1. hm… da werf ich jetzt mal ein, ob das eigene wohlbefinden oder nicht-eingeschränkt-sein mehr wiegt, als das wohlbefinden anderer lebewesen? tiere zum beispiel. oder die menschheit als ganzes. oder – noch größer gedacht – gleich der ganze planet. oder – spirituell gedacht: wegen dem karma warats gwesn? ;)

  2. ich würde mich freuen, das tagebuch auch noch ein bißchen über die vegane zeit hinaus lesen zu können. allein das jubilieren über die butter, das muß eine freude sein.

    (ich überlege ja fast, auch ne zeitlang vegan zu probieren. vielleicht eine woche. um den wert so mancher lebensmittel wieder schätzen zu können)

  3. Neue, für mich neue, vegane Produkte zu lesen, die eine wirklich gute Alternative zu Milch- und überhaupt tierischen Produkten darstellen, freut mich. Interessant wäre evtl. noch die preisliche Angabe. Was die Sachen kosten. Sojaprodukte haben für mich zwar jedesmal den Nachgeschmack von Tierfutter, was sicherlich mit einer Erinnerung an die Kindheit daherkommt. Meine Verwandten hatten eine kleine Schweinezucht. Die Ferkel wurden immer auch mit Sojamehl beigemengtem Futter gefüttert. Das roch auch so …nach Tier halt. ;)
    Trotzdem sind Neuerungen von vegangen Produkten immer einen Versuch wert.

  4. bei „als gesunde“ hab ich gleich am anfang recht schmunzeln müssen. dein aufwand, liebe katha ist beträchtlich, eigentlich enorm, ich tät mir’s ja viel leichter machen. was aber auch daran liegt, dass ich „gesundes“ liebe, also mit gemüse lang aus auslangen hätt und risotto nicht mal bräuchte. öl. zitrone oder essig. und sonne im herzen ;)
    nein ich weiß eh, von außen redet sich es so leicht, die einschränkung ist halt eine mentale g’schicht, da hat jeder seine eigene definition. dass du die deine so offen mit uns teilst, ist bewunderswert, katha.
    und klar geht es ums wohlbefinden, elke. und karma von mir aus. aber als mensch das wohlbefinden für den ganzen planeten zu bestimmen halte ich für hybris. wohlbefinden = gleichgewicht, in das greift der mensch so oder so immer ein.

  5. Liebe Katha seit Beginn Deines Experiments lese ich täglich begeistert mit :-) und fühle mit Dir, ich könnte mich nicht solchen Einschränkungen unterwerfen, dafür liebe ich das aus dem Vollen schöpfen beim Kochen & Backen viel zu sehr, lasse mich gerne vom Warenangebot, Blogs, Büchern, Speisekarten inspirieren und möchte nicht groß nachdenken, ob ich dieses oder jenes nicht nehmen kann, da nicht vegan. Bin schon am Rand der Verzweiflung gewesen als ich Freunden, die plötzlich vollwert vegan lebten, einen Präsentkorb zusammenstellen wollte aus selbstgemachten Köstlichkeiten, vegetarisch ja aber vegan das hätt ich nicht hinbekommen. Und wenn hier das Argument kommt: man schränkt sich gerne ein anderen Lebewesen zu liebe, ja dann reicht doch vegetarisch vollends, vegan muss es doch wirklich nicht sein. Für mich wäre es auch deshalb schwierig, da ich keine Sojaprodukte essen darf & Milchprodukte liebe. Zudem – vielleicht bilde ich mir das auch ein – sind viele vegane Produkte bearbeitet wie Brotaufstriche etc. Das möchte ich nicht auf meinem Brot. Nun freue ich mich, weiter hier Dein „Tagebuch“ zu lesen und bin auf Deine weiteren Erkenntnisse gespannt :-) Herzlichst Nadja

  6. Den vermeintlichen Kritikpunkt, es würde ja garnicht aufwendig und „interessant“ (was immer das bedeutet) gekocht, empfinde ich grade als großen Pluspunkt des veganen Selbstversuches, denn das ist doch hochrealistisch: Katharina hat schlicht keine Zeit aufwendig zu kochen – und genau so geht es doch den allermeisten berufstätigen Menschen täglich! Auch auf diese Problematik hin, wird die vegane Ernährung jetzt von Katharina alltagsgerecht geprüft, perfekt!

  7. iwieso meinen einige leser/innen, mit “besseren” produkten würde “es mir leichter fallen”? und woher kommt die annahme, ich hätte keine “besseren” produkte in verwendung?

    Das muss Dich nicht ärgern. Ohne in deren Kopf zu stecken, habe ich eine ganz gute Ahnung, was die meinen. Es gibt in der veganen Lebensmittelbranche unterschiedlich Zugänge. a) schmeckt b) schmeckt und „imitiert” sehr gut Lebensmittel aus der nichtveganen Ecke.

    Ich denke jeder, der anfängt sich vegan zu ernähren und gerne selber kocht, sucht sehr lange nach den richtigen Zutaten, die das Essen recht nahe an das „nicht vegane” Äquivalent. Da bist Du nach drei Woche noch sehr weit entfernt die vielen kleinen Zaubernüsse, neben Soyananda, gefunden und geknackt zu haben.

    Und: viele Veganer begegnen mir erstaunlich dogmatisch. Muss in und an der Sache in sich liegen. ;-)

  8. Liebe Katha,

    fermentierte Tofucreme, das klingt wirklich spannend, ich muß mal schauen, ob Denn’s in Linz das auch hat. Hier noch eine kleine Aufstellung für vegane Gerichte, selbst ich hab manchmal Veganer zu Gast ;-)
    Rezepturen bei Bedarf, aber ich denke, das meiste ist selbsterklärend.
    Herzliche Grüße und weiterhin alles Gute für dieses Projekt, Doris

    1.Asiatisch:
    Frühlingsrolle mit Pflaumen – Chili-Dip
    Thailändisches Maroni – Rosenkohlcurry mit Jasmin-Reis
    Mangocreme mit Cashew-Krokant

    2. Mediterran:
    Antipasti-Teller: Hummus, Weinblätter gefüllt, Tapenade, Bruschette, Fladenbrot, Tabouleh, ….
    Mit Pilzcouscous gefüllte Paprika in Sugo al Basilico
    Blutorangenpudding auf Mandelsauce

    3. Mexikanisch: Guacamole mit Maischips
    Chili sin carne mit Kartoffelspalten
    Ananasespuma

    4.Traditionell:
    Kräuterseitlinge auf Blattsalaten
    Rotkraut-Rouladen in Orangen-Walnußsauce
    Mandelsülzchen auf Fruchtmark

    Diverses:Vorspeisen:Türkische Linsensuppe,
    Asiatische Gemüsesuppe auf Kokosmilchbasis
    Gazpacho

    Hauptspeisen:Ratatouille, dazu Polenta
    Imam bayildi,

    Desserts: Ananasespuma auf Schoko-Reiswaffel, dazu Kokoscreme, div.Sorbetti,

  9. Die Gyoza hören sich ja mal richtig fein an. Die kommen bei mir glatt mal auf die Merkliste! Auch dieser Sauerrahm-Ersatz klingt ziemlich spannend!

    Ich hab jetzt den Samstag mal genutzt um ein wenig Inspirationen im Netz zu holen. War jetzt selbst sehr neugierig. Schau mal hier wenn Du magst: Bei http://flowersonmyplate.de gibt es ganz einige herrliche vegane Gerichte, nach denen man über’s Menü auch direkt filtern kann. Zudem gibt’s hier ab und an den ein oder anderen Vorschlag als Ersatz für vegetarische Produkte. Auch bei http://www.chestnutandsage.de/ findest Du im Rezeptindex vegane Gerichte, die mit „(vegan)“ gekennzeichnet sind.

    Dann ist mir eingefallen: Ich röste in letzter Zeit auch ganz gerne verschiedenstes Gemüsesorten und/oder Kartoffeln, gern mit etwas Knoblauch im Ofen. Mal zum direkt essen, mal auf den Salat drauf, mal püriere ich es auch zu einer Suppe. Statt Sahne kann man hervorragend gekochte Hülsenfrüchte nehmen (Erbsen, Linsen…) und diese mitpürieren um Cremigkeit zu bekommen. Das funktioniert sehr gut.

    Dann etwas, das ich sehr liebe: Orangencouscous. Den Couscous dazu einfach in Orangensaft garen, darüber vielleicht ein paar knackige Granatapfelkerne – total lecker! Auch ganz fein ist Curry-Gemüse, eventuell mit ein paar Pilzen und etwas Kokosmilch oder -mus, dazu Reis oder Nudeln… Rote Beete Fan? Schälen, hauchdünn schneiden, mit ein paar Salatblättern anrichten und Kokosmus, wie den Parmesan, drüber raspeln bzw. reiben.

    Mein Papa hat früher gerne Reis gekocht und dann mit Rosinen, Safran und Äpfeln gemischt. War super aromatisch und mal was anderes. Auch von ihm: Bratkartoffeln mit Salbei und Knoblauch – göttlich!

    Eine Freundin von mir schwört auf Hülsenfrüchte: vorgekochte Kichererbsen oder Linsen einfach mit etwas Brühe, ersatzweise Wasser, und Gemüse nach Wunsch zu einem leckeren Eintopf verkochen. Oder Salat damit: Die gegarten Hülsenfrüchte mit etwas Öl und Essig verrühren, dazu eventuell Granatapfelkerne und/oder eine Möhre in kleinen Würfeln oder was man sonst so mag… Apropos Möhre: raspeln, mit Zitronensaft oder Essig und etwas Öl anmachen, vielleicht etwas Minze drüber. Ich mag dazu auch gern etwas Sesam.

    Vielleicht fällt mir die Tage ja noch was ein, was Dich inspirieren könnte. Bin auch schon auf Deinen heutigen Bericht gespannt.

    Viele Grüße,
    Ylva

  10. … oh ja! eine weiterführung des tagebuchs fände ich super, v.a. auch mit dem „reflexionsabschnitt“ am ende voll spannend und anregend.

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