wie schmeckt vegan? tag 19

nachgereicht zu gestern abend/nacht: zwei pfirsichhälften aus dem glas, um die schokokuchenerinnerung am gaumen zu tilgen, aber leider waren sie nicht die von der schwiegermama (wieso haben wir eigentlich kein glas mehr davon hier?! herrn brunners pfirsiche?!). es ist schon erstaunlich, wie sehr sich der gaumen an die bessere qualität gewöhnt und die einfachere dann nur schal schmeckt. zu wenig süß von der reife der frucht her, zu hart, zu wenig säure im saft. da hilft nämlich alles bio nix. schade.

frühstück

baguette vom lieblingsbäcker mit samba dark von rapunzel

das hättet ihr mir aber auch früher sagen können. samba dark ist immer zuhause (ich sage nur: pomeranzenparfümierter nougatgugelhupf) und im gegensatz zum klassischen samba haselnuss enthält es zwar genauso viel haselnuss, nämlich 45 % (take this, nutella, mit deinen armseligen 13 %!), dafür aber dreieinhalb mal so viel kakao (15 %) und kein milchpulver, ist also vegan – und viel weniger süß. das ist einer der wenigen brotaufstriche, die auch ohne butter drunter schmecken (obwohl: so eine dünne schicht kalte butter mag ich normalerweise trotzdem, so selten ich überhaupt nussnougatcreme zum frühstück esse).

gyokuro

mittagessen

vegan-8085

prachtvolle dijonlinsen mit blutorange und dem restlichen apfel-zeller-salat von gestern abend, das wäre übrigens ganz normales freestyle-kochen bei mir, solche linsen: belugalinsen in (selbst gemachter, eh klar) klarer gemüsesuppe kochen, noch warm mit dem apfel-zeller-salat mischen, dressing aus sehr viel dijonsenf, saft einer moro-blutorange, salz, viel schwarzem pfeffer und reichlich olivenöl, basta. lauwarm essen. so gut!

nachmittagskaffee

espresso im stehen in der küche

das zweite booja-booja espresso

die letzte rum-kokos-kugel (aber es wurde mir nachschub versprochen …)

abendessen

vegan-8115

eine fantastische persische tafel von parvin razavi, die ihr vielleicht von biorama kennt. sie war die erste, die nach meinem tag 1 vegan angeboten hat, für mich zu kochen. heute war es so weit. 7 (sieben!) verschiedene gerichte und der wunderschöne, köstliche reis. eine prachtvolle, rein pflanzliche vielfalt, bei der ich, hätten wir nicht alles aufgegessen, wohl noch immer weiteressen würde.

vegan-8092

parvin hat mir aufgeschrieben, was wir alles gegessen haben:

  • khoreshte gheime (khoresht = eintopf) – das war der eintopf mit den getrockneten limetten
  • baaghali ghatogh, saubohnen mit dille
  • aubergine mit korianderminzdip
  • karamellisierter fenchel mit berberitze und zitronenabrieb
  • gewürzkarotten
  • nivik, kichererbsen mit eingelegten zitronen und spinat
  • salat mit paprika, blutorange, granatapfel, mandeln
  • reis!

letzteres ist eine totale untertreibung. weil das, was parvin in der hand hält, das ist der reis:

vegan-8101

und ein kleiner hinweis: parvins erstes kochbuch, in dem auch einige dieser gerichte enthalten sein werden, erscheint im frühjahr bei neun zehn! (sie wollte damit nicht hausieren gehen, aber ich bin so voller vorfreude auf dieses buch, dass ich sie gebeten habe, das hier und heute erwähnen zu dürfen. genau solche bücher hätte ich nämlich in diesen wochen gebraucht.)

danke, liebe parvin, was für ein genuss!

(heute wollte mir übrigens jemand auf facebook weismachen, dass „geschmack ein denkfehler“ sei. hm.)

dazu zweigelt von meinklang

danach jordanischer kaffee mit kardamom

nachttee

abendtee von golden temple, ein long time favourite

vegane erkenntnisse

ganz ironiefrei: mir wird die zeit zu kurz. am dienstag ist mein letzter tag vegan, dabei gäbe es so viele bücher zumindest querzulesen (nicht nur reine kochbücher), lokale und rezepte auszuprobieren, leute zu interviewen. aber erstens war das immer „nur“ (haha) als selbstversuch gedacht, nicht als studie oder auch nur klassische magazingeschichte. und zweitens passt halt auch in meinen tag nicht mehr hinein. in den letzten wochen sogar erstaunlich viel: sehr viel arbeit, ein täglicher tagebucheintrag hier (für meine übliche unregelmäßige, niedrige postingfrequenz extrem ungewöhnlich und zeitfressend) und die vielen überlegungen zum thema vegan. natürlich kann ich die lokale auch danach besuchen und die rezepte auch nach diesem selbstversuch ausprobieren, aber aus dem kontext genommen funktioniert das nicht bzw. anders. es macht einen großen unterschied, ob ich etwas essen will oder muss.

bonjour alsace hat gebratene melanzani in scharfer sauce für mich gekocht, nach stevan pauls app „go veggie!“ – so schließen sich die kreise. danke!

und der münchner konditormeister martin schönleben, dessen backbuch demnächst bei gu erscheint, hat mir seiser teekrapfln ausgebacken, die heißen wirklich so, weil aus südtirol stammend. danke! fettgebackenes würde bestimmt auch vegan schmecken, da bin ich sicher, aber das tue ich mir für die zwei tage auch nimmer an. wenn, dann wieder so gute krapfen wie die kurz vor dem jahreswechsel. mit ei und milch im teig.

ich glaube, alle drei porzellanbutterdosen in unserer küche sind noch nie gemeinsam im hangar gestanden. sehr komischer anblick.

es gibt eine überrachende wende in der causa schokokuchen: heute nachmittag hat ein junger leser, der selbst seit 6 monaten vegan isst, den kuchen bei mir abgeholt. und mir später geschrieben, dass er sich sehr gefreut und ihm der kuchen ausgesprochen gut geschmeckt hat. das freut mich sehr, dass er doch moch einen guten platz gefunden hat, und es beweist: die geschmäcker sind verschieden. was mir schmeckt, muss dir nicht schmecken, und umgekehrt. das wussten wir zwar alle schon vorher, aber: es ist sinnlos, mir erzählen zu wollen, dass ich keinen unterschied zwischen einem veganen und einem nicht-veganen schokokuchen schmecken würde. natürlich schmecke ich ihn. wem der vegane schmeckt, okay, mir muss er ja nicht schmecken. das problem, das ich dabei habe: mir darf aus veganer sicht auch der nicht-vegane nicht schmecken. wird da nicht mit zweierlei maß gemessen?

7 Gedanken zu „wie schmeckt vegan? tag 19“

  1. Liebe Katha, würde ich näher an Wien leben, hätte ich dich selbstverständlich dazu eingeladen. So blieb es leider nur beim virtuellen Kochen für dich. Es hat mir viel Spass gemacht und dir hoffentlich eine Freude.

  2. Ich liebe persische Küche und Parvins Schmankerln schauen herrlich aus! So lässt es sich bestimmt eine zeitlang gut vegan leben ….

  3. Liebe Katha,
    mein Glückwunsch zu deinem Selbstversuch. Ich habe es auch versucht und esse auch heute noch zu einem Großteil fleisch- bzw. tierfrei, aber auch ich weiß heute: es gibt Dinge, auf die ich nicht verzichten möchte. Ich achte auf Qualität, Herkunft etc. aber ich kann mir nicht vorstellen, ganz ohne Käse oder hin und wieder ein leckeres Rinderfilet (das ich ironischerweise am liebsten rare esse…) zu leben. Bewusster Genuss ist für mich Lebensqualität. Ich bin gespannt, was du als erstes essen wirst… jetzt hat mich die Neugier auf deine Kochbücher gepackt… als Kochbuch“junkie“ werde ich mich in diesem Jahr wohl zu einem Kauf hinreißen lassen. Viel Spaß beim Wiedereinstieg…

  4. Liebe Katharina,
    Du hast mir in den letzten Wochen den Weg zu Meyer-Zitronen gezeigt, bin losgestochen wie ’ne Blöde, gab’s dann prompt hier im örtlichen denn’s (habe Konfitüre gemacht) und als ich vorletzten Freitag auf unserem Markt am Demeter-Stand dann Bitterorangen sah, habe ich gleich mal 1,5 kg gekauft und gegoogelt. Chapeau, die beste Anleitung gab’s auf Deinem Blog, habe also am Wochenende 14 Gläser fine cut produziert. Aber daß Du jetzt auch noch meinen besonderen Bäcker Martin Schönleben kennst, der bei mir praktisch um die Ecke werkelt, schlägt dem Faß den Boden aus. Irgendwie werde ich Dich grad nicht los – aber der Mut zu 3 Wochen vegan ist mir bisher noch abgegangen! Ohne Eier, Käse, Milchprodukte – seufz. Als nächstes: richtiger Schokoladenkuchen mit Pomeranzenmarmelade :-) Magst Du Dich des Themas zum Abschluß Deines Selbstversuches nicht mal annehmen?

  5. Der Nougatgugelhupf (war schon entdeckt!) muß nach Konsultation mit der Waage nun doch noch warten;-)
    Trotz des guten Bäckers: meine Sauerteigbrotbackfertigkeiten sind mittlerweile so ausgefeilt, daß ich nur noch für gute Semmeln, Brezn oder blasigstes Ciabatta/Baguette (was aber leider nur wenige beherrschen, selbst in Italien und Frankreich) den Weg zum Bäcker mache. Schade – aber vielleicht ist es auch so, daß auch gute Handwerker im eigenen Dunstkreis die Neugier auf Qualität befeuern. Wenn dann noch der Entstehungsprozeß beherrscht werden will, hat der Handwerker auf Dauer zwar einen Kunden verloren, aber womöglich etliche dazugewonnen, weil ja das Wirken des kulinarisch Neugierigen gemeinhin nicht im Verborgenen bleibt.

Schreiben Sie einen Kommentar

Produkt zum Warenkorb hinzugefügt.
0 Artikel - 0,00