aromatisch – japanischer halbschattentee

esskultur.at stellt legale suchtmittel vor, die vor allem über ihr aroma (geruch & geschmack) betören und vielleicht auch berauschend wirken. lesen wird nicht reichen…

aroma_soshun.jpg

der geruch der innenseite des deckels der japanischen tonteekanne, in der gerade der 2. aufguss japanischen halbschattentees der ersten frühjahrspflückung mit etwa 60 grad heissem wasser 15 sekunden gezogen hat, ist für mich einer der besten vorstellbaren. auf jeden fall der beste geruch, mit dem ein morgen beginnen kann. so sauber, frisch, tief, dabei leicht süss und lang anhaltend. beim trinken, besser: beim schlucken und kurz danach kommt das volle aroma des tees zur geltung. diese zwei momente, das deckel aufheben und sofort daran riechen und das nachschmecken nach dem hinunterschlucken sind für mich genuss – und luxus. vergänglicher zwar, aber ist das nicht jeder?

tee_kanne.jpg

die japanischen halbschattentees kommen von keiko, mir schmecken die am frühesten gepflückten sorten tenbu fuka, soshun und tenko am besten. sie sind aus biologischem anbau und können bis zu fünf mal aufgegossen werden (keine sorge: das schmeckt). sie sind in gut sortierten bio-, tee- und feinkostläden erhältlich, z. b. auch bei herbosan (e-mail oder anruf, die tees werden innerhalb deutschlands und österreichs verschickt).

keiko_soshun.jpg

bei der zubereitung (in der broschüre von keiko ist das alles hervorragend beschrieben – wenn es einen preis für den informationsgehalt eines a4-blattes gäbe, diese broschüre würde ihn gewinnen) gibt es drei wichtige dinge zu beachten:

1. das wasser (ich habe mit brita-gefiltertem wiener leitungswasser beste erfahrung) aufkochen und unbedingt auf die empfohlenen ca. 60 grad abkühlen lassen. dabei hilft ein teethermometer (das es dort, wo es die tees gibt, auch geben muss).

2. eine möglichst kleine kanne (am bestene eine japanische tonteekanne) verwenden. es geht dabei nicht um die menge, sondern um die essenz. pro tasse (kleine, ohne henkel) einen löffel tee verwenden. die menge tee auf dem foto ist nur ein tee-löffel voll!

3. den aufguss nicht länger als angegeben ziehen lassen und gleichmässig auf die tassen verteilen (wenn z. b. drei tassen zubereitet werden, bei der ersten einschenken, bis zur dritten noch etwa die hälfte der teemenge in der kanne zurückbehalten und auf dem „rückweg“ von tasse drei bis tasse eins den rest verteilen. so haben alle drei tassen ungefähr den gleichen geschmack).

22 Gedanken zu „aromatisch – japanischer halbschattentee“

  1. Halbschattentee ist mir zu gefährlich! Allein der Dampf frisst sich durch den Deckel der Kanne und hinterlässt kraterartige Löcher, wie auf dem Bild gut zu erkennen ist.

  2. Sisko hat recht!
    Dieses Suchtmittel erinnert nicht an Tee sondern an Fumerolen in und um Ischia -und die sind sehr gefährlich!!!Man verbrennt sich nicht nur,nein, sie sind obendrein noch giftig-wegen der gefährlichen Dämpfe die aufsteigen!

  3. also jetzt schluss mit diesen verunglimpfungen!!
    wenn tee mit wein verglichen wird, dann spielen diese grüntees
    in der liga der jahrgangschampagner –
    und niemand klagt über die schallbelastung beim flaschenöffnen!
    mögen sich die wahren grüntee-kennerinnen und -kenner
    weiterhin an duft und geschmack erfreuen

  4. danke, teeodora, die zeit scheint noch nicht reif zu sein für uns – zumindest nicht in österreich. hätten sie/hättest du nicht das wort ergriffen, hätte ich nur folgendes zitiert:

    banause, der; (aus gr. banausos „spiessbürger“): (abwertend) jmd., der ohne kunstverständnis ist u. sich dementsprechend verhält; mensch ohne feineren lebensstil, der dinge, denen von kennern eine entsprechende wertschätzung entgegengebracht wird, unangemessen behandelt od. verwendet.

    [duden, das grosse fremdwörterbuch, 3. auflage 2003, s. 180]

    ich muss gestehen, dass ich über die resonanz auf meine ode an den japanischen halbschattentee erstaunt bin. keine gleichgesinnten? oder trinkt niemand ausser mir und teeodora solchen tee? kann nicht sein.

  5. Der beste aller Grüntees.
    Ich hab Stunden diskutierend mit Tim verbracht, der in London einen kleinen Teeladen hat. Den hat er die Hälfte des Jahres geöffnet, die andere Hälfte besucht er Plantagen, verkostet, berät, und entdeckt. Wen’s interessiert… http://www.postcardteas.com (leider nicht die vollständige Teeliste online).

  6. Das muss ich doch mal ändern:
    Ich liebe den Halbschattentee von Keiko, ich habe auch ein kleines Teegeschäft in Hamburg und verkaufe ihn gerne und gut. Vor allem der neue Dan hat es mir angetan. Außerdem warten wir gerade gespannt auf den „Shincha“, den ersten Tee des Jahres.
    Einen Morgen ohne duftenden Keikotee kann ich mir nicht mehr vorstellen und mein kleines Aufbrühkännchen nehme ich überall mit hin!

  7. das freut mich natürlich sehr, auf diesem wege eine keiko-verbündete zu finden, rebeccalecka! vielleicht solltest den namen deines geschäftes hier nennen, falls jemand vorbeischauen mag? ich glaube mich zu erinnern, auf der biofach den dan probiert zu haben. mein favorit bleibt derweil der soshun (und der tenko). ich glaube, der shincha ist mir gar zu zart. oder irre ich?

  8. bei diesen fotos wünscht man sich die utensilien und den tee nach hause…es ist eine freude, deinen blog entdeckt zu haben!

  9. mich freut auch, dass du hierher gefunden hast, martina. außerdem erinnert mich das daran, dass ich schon lange nix mehr über tee geschrieben habe.

  10. Eine Frage @Katha: Warum filterst Du das Wasser? wird es durch den Brita Filter weicher?
    Also eher aus Geschmacksgründen oder hygienischen Gründen?

    Lg, S.

  11. nur aus geschmacklichen gründen, sebastian! das wiener wasser schmeckt super und ist wohl eines der besten der welt, aber für diese teequalitäten ein bisserl zu hart. (und außerdem verkalkt der wasserkocher nicht so schnell ;-))

  12. Alles klar! Danke für die rasche Antwort.
    Ich bin bei Tee leider noch nicht so weit dass ich die Wasserqualität schon schmecke (aber zumindest am Weg dahin).

    Bin auch gerade auf der Suche nach einem Teekocher mit Temperaturregelung der aus Edelstahl / Glas ist (Kunststoffausdunstungen will ich vermeiden). Ist aber leider verdammt schwer was passendes zu finden. Es gibt ein AEG Produkt, dass aber leider (bei sehr vielen Benutzern) undicht wird nach einiger Zeit :(

  13. sebastian, du würdest den unterschied zumindest sehen, diese obenaufschwimmenden „ablagerungen“ bei schwarztee z. b., die gibt es bei dem gefilterten wasser nicht.

    ad wasserkocher: genau, nur edelstahl innen, ist auch für mich oberste prämisse. und genau den edelstahl von aeg hatten wir auch, auch nach weniger als einem jahr undicht, das hat mich sehr geärgert, weil er auch nicht repariert wird, sondern weggeschmissen. ich habe nach langem hin und her jetzt den von graef (wk 702) und bin sehr zufrieden damit! (behälter ist innen edelstahl, nur außen plastik. den wk 900 gab’s damals noch nicht, sonst hätte ich wahrscheinlich den genommen, obwohl mir der mit nur 1,2 l fast zu wenig volumen hat.)

  14. Hm, den graef hatte ich schon gesehen. Der hat halt auch keine 60 Grad Taste ist aber vermutlich trotzdem noch das Bestes was man kaufen kann.

    Danke für deine Hilfe!

  15. Lieber Sebastian,

    wenn Du nicht in einer Stadt mit 1A-Wasserqualität lebst, dann empfehle ich den traditionellen Weg: Wasser aufkochen und abkühlen lassen:
    wenn noch ein wenig weißer Dampf aus der Kanne kommt = rund 80 °C (chin.Grüntee)
    wenn (so gut wie) kein weißer Dampf mehr aus der Kanne kommt = rund 60 °C (japan. Grüntee)

    Die Temperaturreglerwasserkocher stimmen auch nicht immer (nur vertraut der Mensch dann einfach drauf und misst selten nach).

    Sonnige Grüße
    Martina

  16. danke für deinen input, martina, das mit weißem und nicht weißem dampf finde ich spannend, ich werde das nächste mal darauf achten.

    ich würde in jedem fall empfehlen, das wasser aufzukochen, nicht aus hygienischen gründen, sondern aus geschmacklichen, es macht einen unterschied, ob ich wasser auf 70 grad hinaufwärme oder ob ich es von 100 grad hinunterkühlen lasse. erklären kann ich das nicht, aber ich mache es immer so.

    der wasserkocher mit temperaturvorwahl ist deshalb gut, weil er mir das erreichen der 70 grad beim auskühlen anzeigt. nachmessen (mit dem tee- oder einem digitalen küchenthermometer) kann man immer noch, muss aber nicht sein.

  17. @martina: Bin eh auch in Wien daheim –> Wasserqualität ist also ok. Hab‘ heute früh schon mal auf 90° (oolong) abkühlen lassen. Trotzdem danke für den Hinweis!

    @Katha: Ich dachte bisher die Wasserkocher würden dann schon beim erreichen der z.B. 70° abschalten, dass sie das erst beim auskühlen anzeigen ist natürlich aus hygienischen Gründen sinnvoll, rein zeitlich gewinne ich da außer Komfort natürlich nichts.

    Dann werde ich mal vorerst mit dem digitalen Garthermometer arbeiten.

  18. das war jetzt ein missverständnis, sebastian. natürlich kannst du das wasser auch nur auf 70 grad erhitzen. der wasserkocher zeigt die temperatur in beide richtungen an. die vorwahltasten (beim graef) sind ja dafür da, das wasser gleich nur auf die gewünschte temperatur zu erhitzen. ich koche es trotzdem immer auf und verwende es erst, wenn es abgekühlt ist. zeit sparst du so keine, das stimmt, aber die paar minuten zum tee zubereiten mag ich sehr gern.

  19. @ katha: Zuhause hab‘ ich immer die Zeit für die ‚Tee Zeremonie‘ aber im Büro bin ich jetzt schon der Außerirdische mit halbwegs vernünftigen Tee’s und deren Zubereitung, wenn ich dann noch länger in der Kaffeeküche bin (wegen dem Abkühlen), dann gelte ich endgültig als Trödler ;)
    (was ja an sich eh schon Schwachsinn ist, ich teile mir meine Zeit einfach anders ein als die anderen, aber leider sind da die KollegInnen noch nicht weit genug)

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