ganz bald werde ich berichten, was mich so viele monate in beschlag genommen hat – derzeit tut es das noch immer (wer jemals eine wohnung renoviert hat, weiss: kurz vor schluss schaut’s am allerschlimmsten aus) und zwar schätzungsweise noch bis ende februar.
bis dahin gibt’s vorerst einmal meine versprochene biorama-geschichte zum thema zucker als pdf (öffnet sich beim klick aufs bild):
darum geht’s in dem artikel:
weißer zucker ist böse, brauner ist gesund. fairer rohrzucker ist gut, heimischer rübenzucker ist schlecht. brauner zucker ist naturbelassen, weißer zucker gebleicht. alles falsch.
die gesamte aktuelle knallgelbe biorama-nummer 11 mit dem schwerpunkt-thema „haus“ ist in gut sortierten trafiken, in deutschland auf bahnhöfen und flughäfen erhältlich.
Hä? Was jetzt? So ganz verstanden hab ich den Artikel jetzt nicht. Zuerst schreibst du, so scheint es mir, dass es im Prinzip komplett ist, welchen Zucker man kauft, egal ob braunen oder weißen oder Rohr- oder Rübenzucker, und dann auf einmal wird als Conclusio gesagt:
„Andererseits gibt es für ernährungsbewusste Menschen wiederum derzeit keine heimische Alternative zu möglichst wenig verarbeitetem Bio-Vollrohrzucker“. Und das sagt wieder aus, dass Rohrzucker dann doch besser ist? Oder hab ich da was nicht verstanden/überlesen?
Also für mich kommt, seitdems österreichischen Bio-Zucker gibt, nur noch der in Frage. Wüsste nicht warum ich weither importierten kaufen soll, wenn der hier direkt vor der Haustür angebaut und verarbeitet wird. Und zudem ist er viel, viel billiger als der Rohrzucker. Zudem geh ich mal davon aus, dass die Arbeitsbedingungen in Österreich dann doch etwas besser, also „fairer“ sind, also irgendwo im Ausland. Kenn mich also jetzt nicht so recht aus …
Eines noch: Finde den Artikel generell etwas zu kompliziert und „technisch“ geschrieben. Denke, muss ihn nochmal in Ruhe lesen und nicht nur überfliegen, um ihn richtig wahrnehmen zu können.
leider ist es nicht ganz so einfach, chris, und das war auch der grund für diesen artikel.
je nach persönlichen prioritäten kann man sich bei zucker (andere süssungsmittel waren bewusst kein thema, weil dreieinhalb seiten dafür viel zu wenig sind) an verschiedenen faktoren wie herkunft (und damit verbunden: wasserverbrauch, arbeitsbedingungen, einflüsse auf die umwelt, transport), preis (heimischer bio-rübenzucker ist leider nicht billiger, sondern teurer), geschmack (weisser zucker ist neutral, brauner zucker bringt je nach machart weitere geschmacksnuancen mit) oder grad der verarbeitung (siehe artikel) orientieren.
alle diese aspekte reisse ich im artikel an, um sie ins bewusstsein zu bringen.
was mich am meisten an der recherche für dieses thema fasziniert hat: es geht hier „nur“ um zucker: was wäre, wenn man all diese aspekte für sehr viele verschiedene lebensmittel und -zutaten erörtern würde? nicht immer nur „bio“ oder „fairtrade“ oder „geschmack“ oder „transport“ oder „preis“ oder „klima“ oder „verarbeitungsgrad“ oder „gesundheit“.
Zucker ist schwierig. Ich bin in den 70iger, 80iger Jahren groß geworden, wo die frisch aufkommende, auf jeden Fall gutmeinende Öko-und Ernährungsbewegung Zucker als das Böse an sich entdeckte. Das führte dazu, dass es Freunde und Spielkameraden aus Kindergarten und Schule gab, die komplett ungesüsst aufgezogen wurden ,was wiederum dazu führte, dass die dann in Haushaltungen wie dem meiner Eltern erstmal die Zuckerdose plünderten und sich die weissen Würfel packerlweise einwarfen. Als junge Frau lernte ich dann ein Mädel kennen, das von der Theorie besessen war ,Zucker wäre ein Suchtmittel wie Alkohol oder Heroin und es gäbe eine alles süssende, alles zuckernde Verschwörung, angetrieben von der raffgierigen und perversen Pharma-und Nahrungsindustrie . Einem Onkel von mir wiederum rettete der viele Zucker mutmasslich das Leben: R trank seinen Kaffee schon immer sehr süß, aber als er anfing, pro Becker 7 Esslöffel Zucker zu verwenden, flippte seine Frau aus und schickte ihn zum Arzt. Dort wurde schließlich ein Hirntumor festgestellt, der offenbar auf das Geschmackszentrum drückte,sich perfiderweise nicht anders bemerkbar machte und dringend entfernt werden musste.
Für mich ist an dem Artikel überhaupt nichts unverständlich, ganz im Gegenteil, ich finde, dass er das komplexe Feld ganz gut (so gut es eben geht) umschreibt und abwägt. Randnotiz: mich stören die Frauenköpfe als Vergleichssymbole, muss das sein, schon wieder? :-)
Ein guter Artikel, wie immer von Ihnen gründlich recherchiert, aber das Layout finde ich ziemlich daneben, wofür Sie nichts können. Aber wie Ellja schon bemerkte, warum um alles müssen wieder Frauenköpfe her?
Ich habe ähnliche Assoziationen wie duni. Es gab in den späten 70er Jahren in Linz ein Bio-Restaurant, in dem ausschliesslich Honig zum Kaffee serviert wurde. Am Honigspender am Tisch lehnte ein Pamphlet, das Zucker verteufelte und als Suchtgift bezeichnete. Als Jungjournalistin hab ich mal ein Portrait des „Gesundheitspapstes“ Willi Dungl gemacht. Der trank während des Interviews Unmengen von Kaffee mit Honig. Aus Höflichkeit probierte ich eine Tasse. Schlimm! Zucker ist ein Gewürz für mich. Ob man weissen Backzucker, Kandis, Demerara oder Muscovado verwendet, entscheidet das Gericht, für den er gebraucht wird und nicht eine abstruse Gesundheits-Ideologie.
Biorama habe ich bisher nur in Biohotels gelesen. Ich finde es gut gemacht. Umso mehr erstaunt mich auch dieses eigenartige Layout. Das hat Kathas gut recherchierter Artikel nicht verdient.
Also mir kommt schon vor, Bio-Rübenzucker aus Österreich wäre billiger als der Bio-Rohrzucker von Ja! Natürlich. Heute mal schaun, muss eh einen Großeinkauf machen.
Abgesehen davon bleibt das Kriterium, dass der Zucker aus Österreich kommt, für mich noch immer kaufentscheidend. Denn wenn ich mir jetzt auch noch überlegen gehe, wieviel Wasser denn verbraucht wird, wie denn die Arbeitsbedingungen sind usw., dann brauch ich bald gar nicht mehr einkaufen, da mir anhand des vielen Recherchierens die Zeit dazu fehlt.
Bei aller Liebe, aber irgendwo muss man einen Punkt machen. Bio immer, regional wenn geht. Mehr ist beim besten Willen nicht zu schaffen und geht weit über das hinaus, was sich so ziemlich jeder andere Österreicher an Gedanken beim Einkaufen macht.
Sehr schöner Artikel!
hatte endlich zeit, den zucker genauer zu studieren, und muss sagen, dass mir etwas fehlt darin:(
natürlich liebe ich esskultur in all ihrer qualität, aber genau dieses niveau scheint mir manchmal vom alltag sehr weit entfernt…….
der konsum fertiger (billig)produkte nimmt dermaßen zu, deren süße ja häufig, wenn meine information stimmt, mittels maissirups oder synthetischer austauschstoffe hergestellt wird (gegenstück ist das gehärtete fett), dass eine 2-3-klassengesellschaft beim einkaufen und kochen und essen entsteht, in der die schranken immer höher werden statt zu fallen.
und die sozialmärkte tragen den trend mit, soweit ich gehört habe.
gibt es einen weg zurück, eine mögliche verbindung? in der krise?
ich persönlich ziehe regional vor bio, weil mir die umwelt ein übergeordnetes prinzip scheint, aber wenn jede(r) konsument alles direkt einkaufte, würde sich der trend in sein gegenteil verkehren, was den verkehr betrifft!
ist es nicht auch wichtig, zu beachten, wo das wasser in der produktion (von zucker, zb) großzügig fließt?!
fragen über fragen, immer kompliziertere antworten und immer mehr fast- und fertig-nahrung:(
danke für die zustimmung, die kritik und die anmerkungen.
mein alltag zählt aber auch zum generellen alltag, uli – oder? und es sind ja meist diese banalen dinge (oder lebensmittel) wie zucker, die mich geradezu herausfordern und mir zuzurufen scheinen: wer bin ich? wo komme ich her? bin ich gut? bin ich ehrlich? und dann mache ich mich eben auf den weg. wenn dann keine einfache antwort herauskommt, wie das bei dem extrem komplexen thema zucker (über agrarsubventionen haben wir noch gar nicht diskutiert) der fall ist, muss ich das selbst auch aushalten und so entscheiden, wie ich es auf basis dieses neuen wissens am besten kann. (die wasser-problematik habe ich übrigens kurz angeschnitten, gegen ende.)
kochen ist im prinzip preiswerter als fertiggerichte zu kaufen/zu essen, das wissen wir ja alle. aber das ist ja das eigentliche problem, über das wir hier auf esskultur.at eh immer wieder diskutieren (was mich im übrigen sehr freut): dass das kochen weder gekonnt noch gelehrt noch gemocht, geschätzt oder zugetraut wird. und dort, an der freude am essen, am zubereiten, am gemeinsam diese zeit verbringen, dort müssen wir ansetzen. kochen ist überhaupt nicht schwierig, es braucht halt ein bisserl übung und anreize. das sehe ich auch als meinen auftrag an: diese anreize und die hintergründe (z. b. lebensmittel-herkunft) zu liefern.
nochmal zurück zum zucker: ich verwende heimischen bio rübenzucker, und das aus zwei gründen: 1. weil ich keinen braunen zucker mag (karamellgeschmack ist mir meist zu penetrant) und 2. weil ich meine lebensmittel so gut es geht aus der umgebung beziehen möchte (und damit auch ein bisserl dem heimischen bauernsterben entgegenzusteuern versuche). seit es den heimischen zucker auch in bio-qualität gibt, bin ich einen kleinen gewissenskonflikt los.
liebe frau esskultur,
danke für die antwort!
natürlich ist dein alltag und meiner auch einer – aber da ich tagtäglich hunderte junger leute und ihre ess(un)kultur zu beobachten gelegenheit habe, erscheinen mir viele fragen, die uns bewegen (woher und wohin ist da noch gar nicht so wichtig, die reflexion ist der entscheidende punkt) ungeachtet ihrere wichtigkeit von der lebenswirklichkeit vieler, allzuvieler menschen weit entfernt:(
wozu dann, ich wiederhole es, notgedrungen bei vielen menschen die frage nach dem preis der lebensmittel kommt.
den wasseranschnitt im text habe ich wahrgenommen, natürlich:
und meine genau das:
wasser in österreich zu verbrauchen ist sicher (noch) nicht so dramatisch wie in vielen anderen weltgegenden!!!
davon ungeachtet:
bitte viele weitere fragen, recherchen, hintergründe:)!
ich bin überzeugt, dass das nur über den genuss und das tun funktioniert, uli. irgendwelche projekte diesbezüglich geplant? das erfordert wahrscheinlich einiges an anstrengung und durchhaltevermögen – ob die kolleg/inn/en dazu zu motivieren sein könnten?