wenn ich hunger habe, dann auf konsistenzen (knusprig, weich, leicht, flüssig, saftig, dicht, flauschig, mürb,…), geschmacksrichtungen (säuerlich, würzig, mild, scharf, umami, bitter-süss, salzig,…), zutaten (fischsauce, erdäpfel, rosmarin, senf, mohn, lammfleisch, himbeeren, salz, mango, reis, walnüsse,…) , kombinationen (maroni und rosmarin, mohn und honig, erdäpfel und majoran, lamm und kreuzkümmel, mango und ente, reis und scharfe bohnenpaste, paniertes und zitrone, ein weiches ei mit maldon sea salt und dem wahnsinnspfeffer von herbaria,…) und manchmal ganz konkrete gerichte (rotes thai-curry, apfelschlangerl, zunge mit püree,…). für mich ist das normal, ich weiss nicht, wie andere leute entscheiden, was sie essen wollen.
dieser ganz konkrete hunger kommt oft über nacht. dann wache ich auf und sage: ich hätte jetzt gerne einen schokoladekuchen mit ribiselmarmelade dazwischen und staubzucker obenauf. es muss eine leichte masse sein, aber keinesfalls trocken, aber auch nicht fett, weich, nicht grob, die ribiselmarmelade passiert, der staubzucker nicht zu wenig – und erst am erkalteten kuchen, bloss keine schokoglasur, der kuchen muss ausgekühlt, darf aber nicht kühlschrankkalt sein. meistens bekomme ich dann keinen schokoladekuchen mit ribiselmarmelade und staubzucker obenauf, zumindest nicht gleich. später gesellt sich dann das dringende verlangen nach beispielsweise etwas säuerlichem, frischen, kräuterigem mit erdnüssen dazu. eine thailändische suppe mit viel basilikum, limette und hendl könnte funktionieren. wenn ich die jetzt auch nicht in aussicht habe, werde ich langsam unleidlich. wenn ich stattdessen etwas trockenes mit trockenem obenauf (das kann noch so gutes brot mit noch so gutem speck sein) essen muss, weil einfach nichts anderes da ist, am nachmittag kein thai für mich aufsperrt und ich auch für gusto nummer eins, den schokokuchen, keine zeit habe, dann werde ich betrübt. der webmeister kann ein lied, eine ballade, eine arie – nur leider kein duett – davon singen. oft erbarmt er sich meiner und fragt mich: wo gehen wir hin? und dann muss ich schnell das richtige sagen, alle vorliegenden gelüste nach prioritäten reihen und möglichst viele davon in einem lokal „bündeln“. in wien geht das zum glück recht oft.
heute war es anders. ich habe mich seit zwei wochen auf meinen ersten besuch im pars, einem iranischen lokal, gefreut. ich wusste, dass es melanzani und rosenwasser, sumach und lamm, granatäpfel und safran geben würde. so war es. es hat wunderbar geschmeckt, mir hat nichts gefehlt, es fühlt sich richtig an. und das gibt mir ein rätsel auf, das ich seit langem nicht gewillt bin zu lösen: haben jene gut organisierten menschen vielleicht recht, wenn sie für eine woche im voraus einkaufen und genau wissen, was sie wann kochen oder wo sie wann essen werden? weil sie sich vorfreuen können und ihr körper nicht irrlichtert (bananenschnitte! saibling mit kohlrabi! romanasalat mit grobem senf, datteln und orangenfilets! schnitzi!), sondern sich brav einstellt auf das, was da kommt? mir passt die theorie aber nicht, weil sie unspontan ist und weil sie nicht rücksicht nimmt auf die signale, die je nach stimmung, verfassung und inspiration wechseln können. jetzt zum beispiel hätte ich lust auf frische lychees (litschis ist doch wirklich deppert). keine chance um mitternacht in wien. das ist der nachteil meiner theorie.
unter Nutzung einer andern Theorie lasse ich mich weniger vom Hunger inspirieren als durch planloses Einkaufen. In Vorstellungen herumgeisternde, frische Lychees inspirieren mich kaum, aber wenn sie in einem Marktstand schön präsentiert daliegen… :-)
mein gott – vorausplanen? ich schaff’s grade mal, die basics einmal woechentlich online zu bestellen (milch, cereal, gemuese fuer’s baby, windeln, putzlappen etc… was man halt so braucht in einem 5-personen haushalt) alles andere „kommt mir so“ im laufe des tages und wenn’s dann eine bestimmte zutat nicht und nicht gibt, dann muss schnell improvisiert werden. ich finde es schon schwierig genug, eine woche im voraus zu entscheiden, in wleches lokal ich mit freunden gehen will – keine ahnung, ob ich naechsten samstag lust auf sushi, pizza oder was ethiopisches habe ;-) (oder ein schnitzerl)