bitter, wenn bitter nicht gleich bitter ist

[seiserschmarrn, der zweite]

mein job als kulinarik-redakteurin hat zur folge, dass mein radar für neue produkte immer eingeschaltet ist. derzeit wirbt einer der beiden österreichischen mineralwasserplatzhirschen unübersehbar mit neuen getränken: vöslauer balance bitter: near-water-getränke, die ich zumindest besser als die viel zu süßen, mit aromen zum bersten vollgepumpten kracherl, limonaden und softdrinks finde. (mit leitungswasser lässt sich halt nix verdienen, aber das leitungswasser hat in österreich fast überall eine derart fantastische qualität und ist von solch erfrischend-sauberem wohlgeschmack, dass ich keinen sinn darin sehe, irgendwas wasserähnliches nach hause zu tragen.)

aromen sind böse, weil sie implizieren, dass das gute fehlt. wer gute, reife, wenig verarbeitete, echte, natürliche, frische zutaten verwendet, braucht keine aromen und keine geschmacks-verstärker.

bei bitter bin ich aber empfänglich, weil ich die geschmacksrichtung unterschätzt und sehr interessant finde. mehrere mail-anfragen an die agentur, die die presseagenden von vöslauer betreut und über deren presseverteiler ich auch die aussendung über „vöslauer balance bitter“ bekommen hatte, man möge mir doch bitte vorab die zutatenlisten mailen, blieben erfolglos. man möchte gerne mit mir telefonieren, um genauer zu erfahren, wass ich denn plane. ich möchte zutatenlisten. mehr nicht. ich stelle in der maxima, ein österreichisches frauenmagazin, dessen kulinarik-seiten ich seit über zehn jahren betreue, aus prinzip keine aromatisierten produkte vor.

bei vöslauer gibt es wie häufig bei konventionellen lebensmittel- und getränkeherstellern keine oder keine vollständigen zutatenlisten auf deren websites update vom 15. juli: seit vergangener woche sind alle zutaten von allen produkten online, siehe auch nachtrag zum bitteren seiserschmarrn, dafür fast immer nährwerttabellen, die ich für entbehrlich halte. daher habe ich gestern bei merkur die 3 erhältlichen der 4 bitter-sorten gekauft. ich müsste sowas nicht kaufen, in meiner branche ist es üblich, sich neue produkte bemustern zu lassen, auch wenn der fahrradbote mehr kostet, als die ware wert ist.

üblicherweise verkoste ich neue produkte erst einmal, ohne die etiketten zu studieren. das habe ich gerade mit 3 sorten vöslauer balance bitter gemacht: grapefruit-ingwer schmeckt erstaunlich gut, leicht bitter (viel zu wenig bitter, aber das ist eine andere geschichte), mit der typischen ingwer-frische und zarten schärfe, gar nicht schlecht. zitrone-wermut-bitterkräuter riecht nach karamell, schaut aus wie cola – und schmeckt weder nach wermut noch nach kräutern noch bitter. orange-chinarinde riecht so stark nach aromen, dass ich nicht probieren will, der schluck bestätigt die vermutung: heftig aromatisiert, aber am bittersten von allen drei sorten.

die zutatenlisten verraten mir anschließend:

grapefruit-ingwer: vöslauer natürliches mineralwasser, fruktose, zitronensaft aus zitronensaftkonzentrat (2%), grapefruitsaft aus grapefruitsaftkonzentrat (1%), kohlensäure, ingwerextrakt, natürliches grapefruitaroma, antioxidationsmittel ascorbinsäure.

zitrone-wermut-bitterkräuter: vöslauer natürliches mineralwasser, fruktose, zitronensaft aus zitronensaftkonzentrat (1,1%), kohlensäure, malz-extrakt (enthält gerste), natürliches aroma.

orange-chinarinde: vöslauer natürliches mineralwasser, fruktose, orangensaft aus orangensaftkonzentrat (1,0%), kohlensäure, färbende frucht- und pflanzenextrakte, natürliches aroma, aroma chinin.

was lernen wir daraus?

  1. lesen. und zwar alles. denn: wie kommt man sonst drauf, dass ein getränk zwar „zitrone-wermut-bitterkräuter“ heißt, aber zwei der drei genannten zutaten gar nicht darin enthalten sind?
  2. informationen einfordern. bis sie irgendwann endlich von selbst zur verfügung bzw. online gestellt werden. transparenz heißt das offenbar so schwer zu erfüllende zauberwort.
  3. aromen sind nicht gleich aromen. das in der sorte grapefruit-ingwer verwendete aroma ist die königsklasse, ein sogenanntes ftnf-aroma (from the named fruit), eines, das ich gerade noch akzeptieren kann, denn es muss zu mindestens 95% aus der namensgebenden frucht/pflanze stammen. natürliches aroma gaukelt schon vor, was nicht ist, nämlich ein aroma, das irgendwas mit den zutaten, die auch noch in der liste stehen, zu tun hat. falsch. ein natürliches aroma kann auch mikrobiologisch hergestellt werden, bloß die ausgangssubstanz muss „natürlich“ sein. wenn wiederum nur aroma ohne irgendeinen zusatz auf einem etikett steht, oder auch „xy-aroma“ ohne das wort „natürlich“ davor, würde ich das produkt nicht kaufen. denn das aroma braucht nicht einmal mehr auf einem natürlichen stoff basieren, sondern kann rein synthetisch hergestellt werden.

und worüber wir bei so einem banalen produkt wie einem wasser mit geschmack noch nicht einmal diskutiert haben, ist: warum fruktose und wie viel? aus welcher quelle und woher? woher kommt der zitrussaft (zitrone, grapefruit, orange), woher der ingwerextrakt, warum ascorbinsäure? nein, ich finde es weder übertrieben noch anstrengend, mir bei einem neuen produkt fragen wie diese zu stellen. warum das die meisten meiner kolleg/inn/en nicht tun, weiß ich nicht. ich finde, es ist mein job.

update vom 15. juli 2012: nachtrag zu diesem bitteren seiserschmarrn

54 Gedanken zu „bitter, wenn bitter nicht gleich bitter ist“

  1. Bitter, wenn du diesen sogenannten natürlichen Aromen nicht mehr ausweichen kannst, selbst wenn du möchtest. ICH lese ja IMMER, bevor ich etwas in mich hineinkippe, wenn es denn ‚was zu lesen gibt. Und deine so mutig getesteten Produkte halte ich so überflüssig wie nur ‚was

  2. katha,
    Hinterfragen ist immer gut. In diesem Fall wuerde ich aber sagen: vergebene Liebesmueh! Warum? Menschen, die Wert auf natuerliche Getraenke legen, kaufen sowas nie und nimmer. Ich mixe sebstgemachten Imgwersirup, frischgepressren Saft von Bio-Zitrusfruechten mit Campari ( ich weiss, auch nicht astrein!) oder Angostura und Mineralwasser (Voeslauer, rein zufaellig), wenn ich Lust auf sommerliche bitter-fruchtige Longdrinks habe. Wer so ein Lifestyle-Getraenk kauft, dem ist es egal, ob ftnf-Aroma oder natuerliches Aroma oder naturidentes Aroma drin ist. Diese Konsumenten wollen nicht hinterfragen, was ihrem Getraenk drin ist. Leider.

  3. Lustig, ich war heute in einem Gasthaus und habe mir einen hausgemachten Minzesirup bestellt. War erfrischend mit einer doch recht ausgeprägten Bitternote, wie von dir oben beschrieben. Könnte aber auch durchaus sein, dass an dem ganzen gar nichts hausgemacht war, sonderen eines deiner erwähnten Getränke. Eigentlich hätte ich nachfragen sollen.

  4. interessant, ulrike und eline, am donnerstag gab’s eine slow-food-diskussion auf dem badeschiff in wien. und das wort, das am häufigsten fiel, war „elite“ bzw. „elitär“. und ich hab‘ so meine probleme damit, auch wenn ich weiß, dass ich ganz gewiss zu einer kulinarischen elite gehöre. ich finde distinktion übers essen trotzdem sehr problematisch. und ich finde, es ist die pflicht von allen, die mehr wissen als andere, weil sie sich in einem bereich besonders gut und gerne informieren, den anderen ein stück davon weiterzugeben. sich nicht auf dem mehr-wissen auszuruhen und auf die „dummen“ hinunterzublicken. je mehr man weiß, desto bessere fragen kann man stellen. ich stelle gerne stellvertretend fragen. und gebe, wenn möglich, antworten.

    btw: ich finde es sehr viel besser, aus der flut an stetig in den regalen des lebensmittelhandels auftauchenden neuheiten jene auszuwählen, die in ordnung sind, und die damit auch eine gewisse vorbildfunktion haben könnten, obwohl sie zum mainstream zu rechnen sind. die vöslauer biolimo ist so ein beispiel. auch wenn ich persönlich so gut wie nie limo trinke.

    du übertreibst, thea!

    ja, birgit, mir sind in letzter zeit auch vermehrt die „hausgemachten“ limonaden auf den getränkekarten aufgefallen. und oft wird dann ein quietschbuntes kracherl serviert, das die bezeichnung „haugemacht“ nur deshalb verdient, weil zwei komponenten gemeinsam mit einem minzzweig in ein glas gefüllt wurden.

  5. Liebe Eline,
    das sit zu streng. Denn auch Menschen die auf natürliche Lebensmittel Wert legen, haben manchmal Kinder, einen Job und sonst viel um die Ohren und würden gerne einfach mal etwas sauberes und ordentlich gemachtes kaufen, weil die Zeit zum selbermachen manchmal echt knapp ist (oder auch sonstige Ressourcen, wie Platz etc.)
    Und deshalb bin ich für jeden solchen Test wirklich dankbar, weil ich mir einen Reinfall und eine weitere Enttäuschung erspare.

  6. Stimmt, das Limonadenhausmachen ist derzeit der Megatrend. Da setzt sich die Industrie natürlich gleich drauf. Allerdings bin ich auch sehr froh darüber, weil ich im Restaurant (als Nichtweintrinker) endlich was Akzeptables zu trinken bekomme und nicht nur die Auswahl zwischen Obi gspritzt und Cappy hab. Ansonsten bin ich aber momentan am Verzweifeln. Erstens, weil der Herr Ziii sich gerade den weißen Hai anschaut und zweitens, weil ich eh schon gar nicht mehr weiß, was ich essen oder trinken soll. Erst gestern habe ich mein biologisches Kürbiskernöl gekübelt, weil nicht ökologisch. Die „Aufklärungsarbeit“ der Redakteure begrüße ich aber schon sehr und will noch viel mehr davon. Die Limo mache ich mir eh selbst!

  7. @ Dagmar
    Ja klar! Ich trinke auch Bionade oder aehnliches, wenn ich im Hotel nach der Sauna Durst habe!
    Ich glaube, diese Balance- Getraenke sind nicht in erster Linie fuer die kleine Minderheit der bewussten Konsumenten gemacht, sondern ganz gezielt auf die neuesten Trends des Lifestyle ausgerichtet, damit die Masse der weniger kritischen Konsumenten erreicht wird. Und denen sind ein paar Zusatzstoffe egal.

  8. das ist die diplomatischere antwort, dagmar. danke.

    gute, naturtrübe, oft auch sortenreine säfte ohne irgendwelche zusätze gibt’s aber schon länger, frau ziii, oder magst die auch nicht? (ich nicht, ich trinke zum essen entweder nichts oder wasser oder wein, nie säfte, auch nicht gespritzt, so gut wie nie limonaden, wenn, dann ein hollersoda „fürn durscht“.) danke für die wertschätzung.
    das mit dem kernöl interssiert mich aber schon. was war’s für eines und warum hast du’s gekübelt?

    zu deinem letzten satz, eline: das muss aber nicht bis in alle ewigkeit so bleiben, eline, und deshalb schreibe ich sowas. (ich mag übrigens auch keine bionade, schmeckt zum füß‘ einschlafen, finde ich.)

  9. Als „kulinarische Elite“ möchte ich unsere Familie nun wahrlich nicht bezeichnen. Klar ich habe das als Beruf, aber den „natürlichen“ Geschmack, das Wissen, woher Lebensmittel kommen, das war in der Generation meiner Mutter und Großmutter nun gar nicht elitär. Und liebe Eline, auch ich möchte qualtitativ ordentliche Lebensmittel kaufen können, auch wenn ich nun wirklich schon viel selbst herstelle. Was ist mit Urlaub, z.B. in Österreich?

  10. Danke für die interessante Info.
    Ich bin ja schon die Selbermacherin, aber gerade bei Bittergetränken erwischt es mich ab und zu, weil das Bittere bring ich nicht zamm bei meinen selbergemachten Safteln.

  11. Ulrike,
    die Diskussion ist schwer in Blogkommentaren zu fuehren. Missverstaendnisse sind da kaum zu vermeiden. Ich will auch qualitativ gute Lebensmittel kaufen, mache vieles, z. B. Brot kaum selbst, daher argumentiere ich immer fuer gute Qualitaet, nie dagegen. Was meist du mit dem Urlaub in Oesterreich?

    katha,
    dein Engagement schaetze ich sehr, das weisst du. Trotzdem finde ich es angesichts deines ohnehin schon so intensiven Einsatzes bei einer Modelimonade fuer verschwendet. Dir ist ja auch nichts anderes als Cola Light oder aehnlicher Schmarrn. Ich halte es nicht fuer so essenziell, ueber die Inhaltsstoffe einer Modelimonade Bescheid zu wissen, als wie ueber Aufzucht, Futter und Lebenssituation von Tieren, die gegessen werden. Oder ueber die Produktion von Brot.
    Bionade finde ich uebrigens auch fad, habe sie aber trotzdem schon oefter getrunken, wenn ich keine andere Wahl hatte. Jetzt trinke ich gerade Eistee aus dem Bio-Sirup von Demmer, das ist mir viel lieber!

  12. kaum jemand mit hirn möchte sich wahrscheinlich so bezeichnen, ulrike, denn für die meisten von uns ist „elite“ negativ konnotiert (und das wiederum lässt sich wirklich nicht in den kommentaren zu einem blog-beitrag über bittergetränke abhandeln). und unterschätze den einfluss deiner vorfahrinnen und deines berufes nicht. das ist gut so!

    danke, turbohausfrau, eben, bittergetränke sind meist ein fall für den einkaufskorb. allerdings: versuche mal mit wermut oder weinraute zu experimentieren, das könnte ganz interessant sein. oder bitterorangenmarmelade oder -zesten.

    eline, wir sind uns ja eh einig darin, was priorität hat, natürlich die viecher, das ist ja völlig klar. aber ich muss mich für meinen beruf auch mit den „massenprodukten“ beschäftigen und wenn es nur dazu dient, die aufmerksamkeit und die kritikfähigkeit zu schärfen, soll es mir auch recht sein. ich z. b. trinke fast immer wasser. nicht einmal mit irgendeinem geschmack, will heißen, auch nicht mit einem kräuterzweiglein oder einer scheibe schönbrunner zitrusfrucht.

  13. das mit dem selbermachen ist so eine sache. ich könnte, rein theoretisch, wenn ich wollte.

    leider fehlt mir aber eine entsprechende lagerungsmöglichkeit für all die dinge, die ich gerne selber machen könnt‘ und tät‘, und zweitens: für einen ein-personen-haushalt ist auch noch der finanzielle aspekt zu berücksichtigen. von einer gewissen menge abwärts stellt sich immer die frage, ob sich der aufwand – sowohl zeit- als auch geldmässig – lohnt. oder man produziert für ein paar andere gleich mit, dann aber wiederum: platzproblem. und gegenleistungsproblem. und so.

    deshalb hätt‘ ich gerne ein paar produkte, die ich bedenkenlos kaufen kann, und wenn sich ein paar leut‘, die sich auskennen, intensiv und nach allen regeln der kunst damit beschäftigen, freu‘ ich mich darüber, lerne und kaufe entsprechend ein.

    ich schwitz‘ sehr stark (und auf allen meinen pflicht-medikamenten ist zudem schwitzen eine beliebte nebenwirkung). ergo trink‘ ich viel – gerne wasser oder sodawasser, letzteres gerne mit zitrone, evtl. auch ein wenig ingwer. so drei bis vier liter am tag allermindestens (und ja: mein zuckerspiegel ist in ordnung). leider bin ich ein wenig allergisch gegen alle möglichen dinge, und wenn dann die zitrone nicht wirklich unbehandelt ist, krieg‘ ich die krätze davon: im gesicht, bei starkem schwitzen ist das besonders angenehm …

    sodawasser mach ich mir selber, wasser kommt aus dem hahn, und zum gulasch gibt es sowieso nur bier. oder wein zum kalbsbraten, gegen durst beim essen: wasser. essen ohne trinken geht gar nicht.

    drei mal täglich eine eineinhalb-liter flasche sodawasser zu produzieren (à drei mal 500 ml) und dann mit ein wenig zitronensaft und ingwer-zesten zu versehen heisst: dreimal trichter waschen, dreimal schneidbrett waschen, dreimal messer waschen, jeweils mit spülmittel und von hand, leider bin ich gegen spülmittel allergisch. gummihandschuhe vertrage ich auch nicht. arbeitsplatte vor und nach limo-zubereitung putzen. von der vorhergehenden jagd nach entsprechenden früchten red‘ ich ja erst gar nicht.

    mir wäre ein sirup, den ich höchst sparsam einfach in die grosse soda-vorratsflasche im kühlschrank kippen kann, sehr recht. wenn da in so gut wie jedem fertigen sirup nicht so merkwürdige und nur mit lupe und lexikon zu identifizierenden dinge drinnen wären.

    oft kommen neue prudukte in den handel, da ist von vornherein klar dass ich die nicht mag. bei manchen komm‘ ich mit lesebrille, lupe und krückstock in den supermarkt, und verlustier‘ mich eine viertelstunde lang mit der lupe an den etiketten. wenn ich nicht lieb bin (andere nennen das dann „übellaunig“), dann schreib‘ ich mir die ganzen Es etc. auf einen zettel, und schau zu hause nach was das denn genau ist, und so. gerne auch mengenangaben von irgendwelchen merkwürdigen zusatzstoffen. dauert ewig, und ärgert gewaltig. studium der inhaltsstoffe: eine stunde, gegessen in 5 minuten. in der nächsten woche: neue rezeptur.

    warum geht das nicht einfacher, und ehrlicher, so vom hersteller aus gesehen? der wird irgendwann sowieso zur ordnung gerufen, auf die eine oder andere weise. insgeheim stellt sich mir gar nicht mehr die frage, ob sich diese kleinen betrügereien auszahlen: offensichtlich ja. und das ist für mich das schlimmste an der sache.

    wenn jemand meint, er ist nur wichtig wenn er mainstream-getränke oder -fastfood zu sich nimmt, dann tut er mir leid, aber das ist eine andere geschichte.

  14. Ich mag Near Water-Getränke auch nicht unbedingt, manchmal habe ich das Gefühl, ich krieg davon mehr Durst als es löscht.
    Nichts geht über Wasser! Wie glücklich wir uns doch schätzen sollten, dass Wasser von so guter Qualität bei uns einfach aus dem Hahn läuft …
    Problematisch finde ich solche Getränke – und auch Limos, Kracherl, etc. – vor allem deshalb, weil viele Kinder und Jugendliche NUR noch dieses Zeugs trinken. Und immer dicker werden (sicher nicht der einzige Grund, aber einer von vielen).

  15. So, jetzt ist Zeit für ein Geständnis: mir hat das Mandarinen-Balance immer sehr gut geschmeckt und das mit Yuzu auch und auch das mit Zitrone und Colanuss. Und -was das Ärgste ist- ich hab nicht einmal genau gelesen, was da drin ist. Ich habe einfach g e g l a u b t! Und das passiert einem alten Atheisten wie mir. Aber seit einiger Zeit mach ich mir die Orangeade selber. Und wenn man Pomeranzen (zum Beispiel Chinotto-Früchte) hat, wird die auch schön bitter.

  16. danke für die einblicke, frau kelef, die eine fülle an möglich- und notwendigkeiten eröffnen. was spricht aber für sodawasser vor leitungswasser? (ich kann’s einfach nicht nachvollziehen, ist es das gefühl der erfrischung?) es gibt übrigens schon sehr anständige fruchtsirupe, die drei von ja! natürlich z. b. (schwarze ribisel, rote ribisel, hollerblüten), oder die von angelika raidl. frei von aromen oder komischen konservierungsmitteln. vielleicht ist da was für deinen geschmack dabei?

    völlig sinnlose kalorienzufuhr, mädel vom land, genau, und dass ich das sage, der kalorien normalerweise nicht mal ein augenbrauenhochziehen entlocken, will was heißen. eigentlich müsste auf jeder limonadenflasche stehen: ersetzt ein 3-gängiges-menü…

    gerne, tigerkater. mir liegen weit öfter themen dafür auf dem magen, aktuell z. b. auch die stopfleber-debatte, aber ich nehme mir offensichtlich zu wenig oft die zeit, um sie dem seiserschmarrn-format gemäß aufzubereiten.

    danke für das outing, zitrusgärtner, und das von einem, der zitrusarten und -sorten sein eigen nennt, die die meisten leute nicht einmal aussprechen können! deine orangeade würde ich auch gerne probieren. die anderen aromatisieren kracherln kommen mir nur bei beruflicher notwendigkeit in die kehle.

  17. @katha: sodawasser vor leitungswasser? nicht unbedingt, aber ich mag einfach die grossen punkterln im wasser, immer schon – und ich liebe sodazitron. wenn die zitrone im lokal verdächtig ist: ein sehr schwaches achterl weisswein auf einen halben liter mit soda verdünnt, und zwei zitronenscheiben. neutralisiert, und die weinqualität ist wurscht. die wirtn täten sich bedanken wenn ich zum essen eineinhalb liter leitungswasser bestellen und dann auch noch trinken tät. aus einem mir völlig unerfindlichen grund ist in lokalen das leitungswasser ausserdem immer lauwarm, und eiswürfel sind immer gerade ausgegangen. frau pixy hasst das auch: sie will kaltes wasser in ihre schüssel, kein lauwarmes.

    ribiselsaft kommt mir nicht ins glas (kindheitstrauma), und hollersaft geht so, ist mir aber zu wenig sauer/bitter (da simmer wieder: bitter!).

    an sich hab ich, glaube ich, schon alle verdünnungssäfte ausprobiert. fängt aber bei einer alten frau wie mir schon an mit den glasflaschen – ich muss aufpassen dass ich nicht zu viel erwisch beim einkaufen, weil ich es sonst nicht tragen kann. dann hab ich die unretournierbaren flaschen zu hause herumstehen, und schlepp sie wieder mühevoll zum glascontainer.

    warum also findet sich kein hersteller, der verdünnungssäfte o.ä. für die ältere, gebrechliche bevölkerungsschicht herstellt? und ohne zucker, wer es gerne süss mag kann sich das doch selber adaptieren? gerne auch flaschen mit einem verschluss, für den arthrose-geplagte zum öffnen KEINE rohrzange brauchen – das ist bei glasflaschen besonders interessant: erstens hat man sowieso schon mehr schmerzen als gefühl in den händen, aber dann: die scherben spürt man. nimmt man auch noch gerinnungshemmer, putzt man noch eine halbe stunde lang die küche, aber erst eine stunde später, so lange dauert es nämlich bis man die blutung gestillt hat. und dann hat man auch keine limonade, weil ein paar glassplitter sicher im rest der flasche schwimmen, aber eigentlich braucht man sowieso eine flüssige marille, hochprozentig.

    man macht was mit wenn man alt wird.

  18. die beobachtung mit dem nicht kalten wasser habe ich auch gemacht, frau kelef, und es stört mich. wahrscheinlich geht das nach dem prinzip, wenn’s schon nix zahhlen, die gäste, dann brauchen wir auch nicht eine minute warten, bis das wasser ganz kalt aus der leitung kommt. sirupe ohne zucker haben ein konservierungsproblem. da bist du dann bei den oft krampensauren muttersäften, die aber nicht lange halten. schwierig, das alles.

    das kommt noch dazu, stephan. wir kaufen einmal im jahr ein sechsertragerl mineralwasser für die paar wochen, in denen ich statt wasser hollersaft gespritzt trinken mag. ansonsten: leitungswasser, ohne blödeli.

  19. Ein paar Schluck Vöslauer Balance Bitter Grapefruit-Ingwer vor einigen Wochen probiert: hinterließ einen merkwürdigen, aber nicht negativen Eindruck. Für warme Tage nicht schlecht, aber kein Muss.

  20. Nein, keine anderen Sorten probiert. (Vielleicht nehme ich bei einem Verkostungsanfall gleich auch alle Bionade- und Carpe-Diem-Kombucha-Sorten und ähnliche Lifestyleprodukte mit ins Boot . . . ;-)

    PS: Dank dieses Blogbeitrags habe ich zum ersten Mal den Begriff „Near-Water-Getränk“ gelesen. Und Wikipedia lehrt mich dazu, dass z. B. Volvic das bereits vor 23 Jahren gemacht hat: http://de.wikipedia.org/wiki/Near-Water-Getr%C3%A4nk

  21. ich wiederum wäre dankbar für ein anständiges tonic, da gab’s doch mal so kleine (britische?) produzenten, mir fällt aber kein einziger ein. irgendwelche tipps?

  22. Zum Thema „near water“-Getränk fällt mir nur ein: man nehme frisches, kaltes Leitungswasser und werfe eine schöne große Locke Bio-Zitronenschale rein. Nach kurzer Zeit hat man Wasser mit einem hauchzarten Geschmack. Kein Zucker, keine künstlichen Aromen. Experimente mit Minzen, Lavendel, Orangenschalen oder Rosenblättern bieten sich an.

  23. stimmt, zitrusgärtner, und so sehr ich all die genannten zutaten in anderer verwendung heiß liebe, mein leitungswasser schmeckt mir immer am besten ohne jegliche noch so zarte beduftung. aber ich bin ein bisserl eigen, das wisst ihr ja schon.

  24. Wart nur, bis der neue Trinkwassertest von Global 2000 rauskommt. Dann müss ma das Leitungswasser am Ende auch noch kritisch sehen. Aber ich geb zu: gesünder macht’s die Zitronenschale ja auch nicht. Wenn das Leitungswasser frisch, kalt und rein ist, dann ist es das mit Abstand beste Getränk. Da red ich nicht dagegen. Aber es ging ja um „near water“.

  25. wann gibt’s den, zitrusgärtner? ich gestehe, ich will seit jahren das leitungswasser hier testen lassen, bin aber immer an den möglichen analyseparametern gescheitert, die die verschiedenen labors anbieten. ich hätte nämlich gerne quecksilber und aluminium dabei, aber das wird in den packages nicht getestet. muss ich wohl nochmal recherchieren.

  26. jöö wieder ein seiserschmarrn! da fällt mir viererlei dazu ein:

    erstens hab ich eins von diesen bittersafteln im kühlschrank und kann mich seit wochen nicht überwinden es zu öffnen. jetzt noch weniger.

    zweitens bin ich jetzt ein fan von frau kelef. sehr.

    drittens, warum redet keiner bei alternativen zu wasser über tee? ich trink dieser tage bei der hitz ununterbrochen pfefferminztee in der temperatur, die er halt grad hat (meistens also zimmertemperatur – 28 grad), aus der frischen marokkanischen minze vom balkon, ohne was drin. und meine mutter schwört derzeit auf ganz intensiven, kurzgezogenen schwarztee, mit eis gach abgekühlt, mit wasser zur gewünschten intensität aufgegossen und ein bisserl gesüßt und aromatisiert mit dem orangen-minz-sirup, den ich im vorjahr fabriziert hab (da gibts irgendwo einen blogbeitrag im esszimmer, is aber auch nicht schwer zu machen).

    und viertens: frau esskultur, ich hätt da was für Sie. nur treffen müsserten wir uns halt.

    gruß
    qos

  27. wirst du dazu irgendwas machen, zitrusgärtner? das thema interessiert mich schon lange, ist aber ziemlich mühsam zu recherchieren. und mit der lva-geschichte hast mich noch neugieriger gemacht.

    werte frau queenofsoup:
    einerlei: welches? wenn grapefruit, okay, die anderen, hm,…
    zweierlei: das wurde auch zeit!
    dreierlei: weil wir ja von near-water sprechen. wir sprechen ja auch nicht vom gspritzten oder vom most oder von säften. ich bleibe bei hitze beim kalten leitungswasser, alles andere stört mich. aber deiner mama schwarztee ohne irgendwas, das könnte auch passen.
    viererlei: ja so gerne! sa abend?

  28. kam gerade passend: http://wien.orf.at/news/stories/2540595/ : Gratis-Wasserkonsum ein „Irrsinn““, meint querfeld. den man für diese liebreichen ausführungen, meiner meinung nach, querfeld-ein jagen sollte. ich wüsst‘ da ein paar stellen …

    natürlich lebt der wirt vom verdienen, soll er ja auch. lustige vorschläge zu vertreten, nach denen dann ein glas leitungswasser den halben preis von einem glas mineral (das ja zudem meist sodawasser ist) verlangen zu wollen, ist, nun ja, interessant.

    wie wäre es, wenn man dann in den (noch vorhandenen, und ja, ich bin raucherin) rauchabteilen der restaurants auch eine zusätzliche gebühr für aschenbecherreinigung verlangen tät? ist doch auch ein zusätzliches service. und wenn kein toilette-papier auf dem eh-schon-wissen ist, kriegt der gast 5% nachlass, oder werden wc-papier und papierhandtuch extra gegen eine entsprechende gebühr ausgeteilt, so mit einem schabserl seife dazu, gegen einen weiteren obulus? und wären diese zusatz-dienste dann auch in der speisekarte angeführt? wc-zubehör grosses geschäft: € 2.–, kleines geschäft: 1.–, männer: wie, sie brauchen nix – sie ferkel! auf damentoiletten: entleerungsgebühr für den eimer, sie wissen schon welchen. vielleicht mit altersstaffelung gegen ausweisvorlage.

    und hat es eigentlich schon eine evaluierung der kosten von papierservietten gegeben, ein- oder mehrlagig, mit oder ohne muster, besteck gewickelt oder extra? von stoffservietten red‘ ich ja gar nicht, die gibt es ja meist sowieso nur in lokalen, in denen das gedeck kostenpflichtig ist.

    und das thema tischtücher könnte man da doch auch gleich mit einbringen: keins, eins oder zwei, je nachdem was der gast will. und dann entsprechend verrechnen: keins kostet 50 cent (tisch muss abgewischt werden), tischtücher je nach zustand nach dem essen: können wiederverwendet werden: € 1.–, müssen gewaschen werden: € 2.– bis 5.– (wenn man auch noch bügeln muss).

    fragen über fragen – sorry, katha, ich ärgerte mich gerade ein klitzekleinwenig, und es passte hier gerade so schön.

  29. augartenspitz wäre eine unverfängliche alternative, queenofsoup ;-)

    klar hab‘ ich’s gelesen, frau kelef, bei einer afffenhitze in der bim, und sehr geschmunzelt, vor allem auch über die völlige uneinigkeit in der gastronomie in dieser frage. und jetzt über deine weitreichenden fortsetzungsideen weitergeschmunzelt. möchtest du nicht ein bissl ein körberlgeld als beraterin für die kammer dazuverdienen? da geht nämlich noch mehr!

  30. An der TU Wien läuft ein Projekt, geleitet von Prof. Norbert Kreuzinger zum Thema „Hormone, Pestizide und Pharmazeutika. Wie gefährlich sind chemische Rückstände im Wasser“. Bei dem Projekt ist man auch bisher vernachlässigten und für unbedeutend gehaltenen Microorganismen auf der Spur
    Inzwischen ist man auch draufgekommen, daß Speiseeis !!! (da vermehrt mit chemischen Zusätzen statt mit natürlichen Rohstoffen erzeugt), auch schon eine Belastung darstellt.
    Info unter:
    http://www.tuwien.ac.at/aktuelles/news_detail/article/5522/

  31. bin gespannt, zitrusgärtner!

    sehr interessant, silvia, danke für den link. (du musst übrigens zum kommentieren bei „website“ nix eintragen, wenn du keine hast – name und e-mail-adresse reichen.)

  32. @katha:

    Warum wird trotzdem bei der Vöslauer Bio-Limonade „natürliches Aroma“ dazu gegeben? Passt doch nicht zusammen….

    Zutaten: Vöslauer Natürliches Mineralwasser, Zucker*, Zitronensaft aus Konzentrat (3%)*, Kohlensäure, natürliches Aroma, Säuerungsmittel: Citronensäure, Antioxidationsmittel: Ascorbinsäure, Stabilisatoren: Guarkernmehl und Pektin.
    *aus biologischem Anbau
    http://www.voeslauer.at/web/Bio/Bio-zitrone

  33. natürlich passt das nicht zusammen, chris, deshalb finde ich gut, dass vöslauer in diese richtung (ohne aromen) zumindest experimentieren will, wenn’s schon bisher nicht selbstverständlich war.

  34. habe erst eins gekostet nachdem es meine Frau nach hause gebracht hat und als ungenießbar beurteilt hat. Grapefruit-Ingwer. „Schmeckt künstlich und lässt sich nicht einordnen nach was“. Ähnlich hätte ich das auch beschrieben. Allerdings gemischt mit Weißwein schmeckt der „Gespritzte“ dann doch irgendwie nach den Zutaten die angegeben sind.

  35. Erste annäherung an das Thema bitteres Kracherl: selbster (copyright Sohn Flavio)Chinotto. Man nehme Chinotto-Früchte = Citrus myrtifolia (vorzugsweise aus eigenem biologischen Anbau)und Biokristallzucker. Die früchte Halbieren und abwechselnd mit dem Zucker in ein gut verschließbares Glas schichten. Ein kleines Stückchen Vanilleschote dazu. Eine Woche reicht dann hat der Zucker den Saft aus den Früchten gezogen. Die Bitterorangechen kann man noch mit einer Erdäpfelpresse ausquetschen, dann alles abseihen und in eine Flasche füllen. Mit Zitronensaft nach Geschmack säuern. Wer findet, dass Chinotto unbedingt braun sein muss, kann mit Zuckerkulör färben, aber der Bittersirup schmeckt auch so.

  36. gerade grapefruit-ingwer fand ich recht typisch, erich, aber d’gusta und d’watschn sind bekanntlich verschieden.

    haben, zitrusgärtner, haben! hier angeben wie ein aufg’stellert mausdreck ist nämlich hundsgemein! denn wer hat schon chinotto-früchte, vorzugsweise aus eigenem biologischem anbau? jedenfalls freue ich mich aufs probieren ;-)

  37. Also Katha, über den aufg’stellten Mausdreck red ma noch! Grad Chinotto-Bäumchen gibts alle Jahr sogar beim Hofer. Außerdem hab ich irgendwo gehört, dass gerade du gute Verbindungen zu Österreichs größter Bio-Zitrusgärtnerei hast. Und ich mein nicht den hochstapelnden Kärntner, sondern den Profi in Wien :-)

  38. ist ja nur der neid, zitrusgärtner ;-) hast übrigens den chinotto-artikel im morgigen rondo (schon online) vom kollegen desrues gesehen? müsste dir eigentlich gefallen!

    eigentlich müsste jeder kaffee eine erfahrung von bitterkeit mitbringen, christoph, und theoretisch sollte ich diese schamlose nespresso-werbung löschen. aber ich weiß ja, dass du’s nicht so meinst, gell?

  39. Ich hab die Chinotte-Geschichte im Rondo gelesen und war -ehrlich gestanden- sehr enttäuscht. Eigentlich hat man gar nix erfahren (ich sowieso nix Neues) und ein bisserl ein Unsinn steht auch noch drin. Außerdem wär eine kleine Bemerkung zu den Inhaltsstoffen der Chinotto-Limonaden schon angebracht gewesen. Was mir aufgefallen ist auf den Fotos (der Text geht darauf nicht ein): diese Chinottos haben doch deutlich größere Blätter als meine und die, die seit sicher über hundert Jahren in Schönbrunn existieren. Auch der uralte Baum im Alcázar von Toledo hat die ganz kleinen Blätter. Rätselhaft also, was die da in Ligurien wirklich anbauen. Und keinerlei sachdienliche Hinweise vom Herrn Kollegen. Dass Chinotto-Früchte nicht essbar seien ist übrigens ein ausgemachter Blödsinn. Sie schmecken allereliebst aromatisch, süß und eben ein klein wenig bitter.

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