runde sache(n)

ringelblume

heute war ich zum ersten mal seit monaten so früh auf dem karmelitermarkt, dass 1. noch nicht mal alle standln aufgebaut hatten und ich 2. von der auswahl fast überfordert war. luxussorgen.

der starke geruch der ringelblumen (und der hände, die sie pflücken, tragen, entblättern oder auch nur berühren) gehört zu meinen liebsten natürlichen düften. ringenblumenblüten im kulinarischen sinne hübschen so manchen modernen (oder modischen?) salat auf, aber als paste zu heimischen (!) flusskrebsen habe auch ich sie am donnerstag abend das erste mal gegessen. so etwas kann nur meinrad neunkirchner einfallen, und ob es jetzt das alter (ich werde immerhin bald 36) oder einfach nur eine späte erkenntnis ist: ich bin so dankbar, dass ich mit diesem begnadeten, im kreativen sinne rastlosen, meisterlichen koch zusammenarbeiten darf. dass er mir einen teil seiner arbeitszeit schenkt, damit wir gemeinsam etwas entstehen lassen können, was anderen menschen freude macht und nützt. dass er sich entschieden hat, das mit mir zu machen. dass diese zusammenarbeit so leicht und fröhlich geht. dass wir bereits an den nächsten ideen arbeiten. dass er mich ernst nimmt und meine kompetenz schätzt. kann man von der selbst empfundenen dankbarkeit gerührt sein?

melanzani

es ist ein gutes gefühl zu wissen, dass das gemüse, das wir samstags von peter lassnigs ochsenherz gärtnerhof kaufen, auch im freyenstein verkocht wird. bei mir gibt’s keine trennung von beruf und privat – und wenn dieses ineinander übergehen so genussvoll ist wie der praktische und theoretische umgang mit dem, was gerade wächst und aufgezogen wird, dann weiß ich auch nicht, warum so eine trennung notwendig sein sollte.

brot

auch wenn hier auf esskultur.at zur zeit keine listen zu sehen sind, meinen alltag kann ich mir ohne sie nicht vorstellen:

liste

wer jetzt (im sommer, wenn auf den märkten das zu viel ist, was im jänner, im februar und meist auch noch im märz fehlt) nicht kocht, ist selbst schuld. obwohl: sind die, die nie kochen gelernt haben, wirklich selbst schuld daran? und wo lernt man kochen, wenn man es nicht gelernt hat? auch dafür bin ich dankbar: dass ich kochen gelernt habe, als ich noch gar nicht wusste, was ich lernen hätte wollen. dass mir dieses handwerkszeug im doppelten sinne dabei hilft, mich zu ernähren.

paradeiser

jetzt ist nämlich nicht nur die sehr kurze flusskrebssaison, sondern auch die für heimische artischocken. die vier haben wir heute schon gegessen:

artischocken

für die steirischen pfirsiche muss ich mir erst was einfallen lassen. die muskatnuss vor meinem inneren gaumen ist fast schon aufdringlich laut in ihrem bestemm, sie, nur sie dafür zu nehmen, und nicht den piment, den unscheinbaren. vielleicht wird’s eine diplomatische lösung. simpler crumble zur hälfte mit muskatnuss, zur hälfte mit piment gewürzt?

pfirsich

hätte ich sie heute mittag nicht versalzen, hätten die sautierten zucchini nach 101 cookbooks vielleicht nicht nur nach röstaromen, mandeln und dill (und salz), sondern auch nach zucchini geschmeckt. es hätte aber auch sein können, dass sich meine vorurteile diesem unkomplizierten fruchtgemüse gegenüber so oder so bestätigt hätten: das rundherum schmeckt – zucchini nicht. immerhin geben sie konsistenz und volumen, gewürze allein kann man ja schlecht essen.

zucchini

zu wenig eigengeschmack kann man waldheidelbeeren dagegen nicht nachsagen. diese hier sind zwar nicht besonders schön, aber das ist bei heidelbeertatschkerln, schwarzbeernocken oder wie auch immer die in butterschmalz gebackenen dinger regional auch heißen mögen, völlig wurscht. meine oma hat sie geliebt, ich könnt‘ mich einisitzn. und dann zeig‘ ich allen ungefragt die blaue zunge. jedes mal wieder.

heidelbeeren

bevor ich das tue, habe ich heute und morgen endlich ein paar ruhige stunden zeit, mich um das erste unserer neuen buchprojekte (more to come, wir müssen’s erst dingfest machen und die reihenfolge fixieren) zu kümmern. diesmal ist die idee von mir, aber umsetzen werden wir sie im bewährten dreier-team von „so schmecken wildpflanzen“. unser verlag – allen voran programmchefin anita winkler und verleger markus hatzer – war sofort mit freude und fast ein wenig ungeduldigem drängeln dabei. ob wir das nicht schon für frühjahr 2011 hinkriegen würden? das erste der vorerst drei oder vier vereinbarten bücher zumindest? nein. kriegen wir nicht. kriege ich nicht. weil ich (leider) nicht besonders schnell, sondern vor allem sorgfältig arbeite. weil ich davon überzeugt bin, dass qualität zeit braucht und dass qualität sicht- und spür- und schmeckbar ist. und weil der verlag mir vertraut, drängelt er zwar sanft weiter, lässt die entscheidung aber bei mir, wann und wie es gut wird. da ist sie schon wieder, die dankbarkeit. ich darf weiterhin bücher schreiben. ich darf weiterhin übers essen schreiben. so viel haben wir vor (und habe ich noch zusätzlich zu den buchprojekten vor), dass mir ein wenig schiach beim gedanken an die nächsten jahre wird. aber: ich darf weiterhin mit menschen und dingen („ding“ für lebensmittel – ist das nicht zu wenig wertschätzend?) arbeiten, die ich mag.

ringelblumen

19 Gedanken zu „runde sache(n)“

  1. vielen dank, marqueee, das freut mich!

    klar darfst fragen:
    nikon d90 mit meinem erst wenige wochen alten micro nikkor 60 mm. das ding ist so sauscharf und macht so schöne bilder, dass es die pure freude ist. wenn ich irgendwann auch noch ein bisschen weniger dilettantisch damit umgehen lernen würde, wär’s ganz besser. zum glück habe ich eine relativ ruhige hand, sonst könnte ich damit (ohne stativ, wie alle oben) nicht fotografieren.

  2. es waren genau drei flusskrebse pro tellerchen, isi, und ich weiß nicht, ob ich heuer noch welche bekomme. danke dir und ulrike fürs mitfreuen!

  3. Wunderbare Bilder von „Dingen“, die eigentlich Kostbarkeiten sind!
    Schoen, dass ihr so viele Plaene habt. Da freu ich mich auf Zukuenftiges.

  4. recht hast du, eline, kostbarkeiten. wenn ich um diese jahreszeit paradeiser esse, frage ich mich immer, warum ich mir das die restliche zeit vom jahr überhaupt antue. selbst die beste dosenware kann mit den strauchwarmen (deren grün so gut riecht!) nicht mithalten. danke auch dir fürs mitfreuen!

    das überlasse ich derweil lieber den profis, lieber robert, aber ich danke dir für die blumen!

  5. Oh, endlich ein österreichischer food-blog (der oder das Blog, was sagt da eigentlich die Expertin?) der mit deliciousdays, 101cookbooks etc. mithalten kann! Und für mich persönlich eigentlich noch viel besser ist, weil österreichisch! Schöne Bilder, schöne Worte, schöne Ansichten. Gleich abonniert und auf weitere Inspiration gefreut! Liebe Grüße aus Oberösterreich von der Frau Josepha!

  6. willkommen, frau josepha!
    ich bleibe standhaft bei „das blog“ – weil es ja schließlich von „das weblog“, das aus „das web“ und „das log(buch)“ gebildet wird, stammt.
    danke für den vergleich mit den großen „alten hasen“ der foodblog-szene, wenn ich esskultur.at natürlich gar nicht so (und nicht dort) sehe. freuen tut’s mich trotzdem.
    noch mehr freut mich das lob für bilder, worte und ansichten.
    mir gefallen übrigens ihr refugium, ihre gemächer und ganz besonders die arabische nacht kommenden samstag! das wird sich nicht ausgehen, aber jetzt, wo die oö verbindungsfäden geknüpft sind, verlieren wir uns ja nicht mehr.

  7. den zahn des „dilettantischen“ (zitat!!) umgangs mit der kamera und den (eigenen) bildern im (eigenen) buch, den wird man der frau esskultur vielleicht doch noch ziehen können. (ein positiver vergleich ist mir grad nicht eingefallen…)

    ich bin da einer meinung mit dir, robert, keine frage.

    und ich finde auch: tolle bilder und toller beitrag. danke.

  8. ja eben deshalb wollte mir ja ein positiver vergleich einfallen. irgendetwas mit: der frisch gesäte samen wird auf fruchtbaren boden fallen und ein schönes pflänzlein soll daraus erwachsen….

  9. wieso indiskret, duni? das hängt ja ganz stark von region und wetter ab. totentrompeten z. b. weiß ich, weil’s die letzte woche auch im freyenstein gab…

  10. Wunderbare Bilder, eigentlich könnten Sie bei Ihren zukünftigen Buchprojekten auf einen Fotografen verzichten!

  11. *grummel* der beitrag treibt unsere wien-sehnsucht ins unermessliche. WIR-WOLLEN-SOFORT-IN-DIE-BUNDESHAUPTSTADT! und in den zweiten sowieso, da haben wir schließlich mal gewohnt…
    danke für den schönen text samt wunderschöner bildtechnischer veranschaulichung.

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